Geschichten aus der Mathematik | Maryam Mirzakhani

Die Schönheit der Mathematik

Maryam Mirzakhani ist die erste Mathematikerin, die mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde. Ihre Forschung ist wegweisend für die Mathematik und die Physik — sie bleibt auch über ihren Tod hinaus eine Inspiration für nachfolgende Wissenschaftlerinnen.

Das bescheidene Genie: Maryam Mirzakhani

Maryam Mirzakhani hat Geschichte geschrieben. Die iranische Mathematikerin ist nicht nur die erste Frau, der im Jahr 2014 die höchste Auszeichnung der Mathematik verliehen wird. Schon im Jahr 1994 sind sie und ihre beste Freundin die ersten Mädchen, die für den Iran an der Mathe-Olympiade teilnehmen. Da ist Maryam Mirzakhani gerade einmal 17 und gewinnt direkt eine Goldmedaille — und das, obwohl Mathematik einige Jahre zuvor noch ihr schlechtestes Schulfach war. Diese Zeiten sind vorbei, Mirzakhani wird sich von nun an voll und ganz der Mathematik widmen. Weil sie außerordentlich talentiert ist, aber auch, weil ihr Mathe einfach Spaß macht. „I got excited about it, maybe just as a challenge. But then I realized that it’s really nice and that I enjoy it“, sagt sie später. Und vielleicht ist es neben ihrer Begabung genau diese Bescheidenheit, diese unbefangene Freude an der Mathematik, die sie so erfolgreich macht.

Maryam Mirzakhanis Eltern erfahren erst aus den Medien, dass ihre Tochter die Fields-Medaille gewonnen hat. Weil Mirzakhani sich denkt: Ach, das ist doch kein großes Ding, das muss ich doch jetzt nicht überall rumerzählen.

Demian Nahuel Goos, Mathematiker

Foto: Chris Coe

Zum Zeitpunkt, als Mirzakhani von ihrer Auszeichnung erfährt, hat sie bereits eine lebensverändernde Diagnose bekommen: Sie hat Brustkrebs. Dennoch forscht sie weiter. Sitzt zuhause auf dem Fußboden und kritzelt Papierbahnen mit Formeln und geometrischen Figuren voll — auf der Suche nach wiederkehrenden Mustern und Schönheit inmitten der abstrakten Geometrie.

Kurvenzählen auf Donut-Planeten

Mirzakhani interessiert sich für komplexe geometrische Objekte: Kugeln mit hügeliger Oberflächenstruktur, donut-förmige Figuren und Formen, die in der realen Welt gar nicht zu finden sind. Und sie will diese Objekte, ihre kurvigen Oberflächen, mathematisch beschreiben.

Bei Maryam Mirzakhanis Mathematik geht es darum, Kurven zu zählen. Und zwar super seltsame Kurven auf super seltsam geformten Oberflächen.

Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft

Foto: privat

Mit ihrer Arbeit kann Maryam Mirzakhani ein jahrzehntealtes Rätsel aus der theoretischen Physik lösen. Sie beweist, dass zwei Stringtheorien eigentlich nur eine sind. Sie hat in der Mathematik viel erreicht, wurde vielfach ausgezeichnet — viel wichtiger als irgendwelche Preise war es ihr allerdings, mit ihrer Forschung andere zu inspirieren. Mit gerade einmal 40 Jahren stirbt die Mathematikerin an ihrem Krebsleiden.

Wie hat ihr Umfeld Mirzakhani wahrgenommen? Was hat sie so sehr an Mathematik begeistert? Und was hat ihre Forschung genau mit Quarkbällchen, Donuts und Brezeln zu tun? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.

„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast ist am MIP.labor entstanden, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.

Redaktion