Neues aus der Gentechnik | Genome Editing

Wenn das Erbgut „umgeschrieben“ wird

Eine neue, schnelle und kostengünstige Methode findet Einzug in die Gentechnik: Genome Editing. Das Verfahren ermöglicht die Manipulation des Erbguts, ohne dabei merkliche Spuren zu hinterlassen. Welche Potentiale und Risiken stecken dahinter?

Das Genome Editing könnte die Wissenschaft revolutionieren. Die DNA eines Organismus wird dabei ganz einfach verändert, entfernt oder neu eingefügt. Ein enormer Fortschritt, denn bislang war es nur möglich, das Erbgut verschiedener Arten zu kombinieren.

Die wissenschaftliche Perspektive

Zur Anwendung kommt dabei das sogenannte CRISPR/Cas-System – dabei wird die DNA wie von einer sehr präzisen Schere geschnitten. Diese Technik ist von den Wissenschaftlerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna entwickelt und vom Magazin Science zum „Breakthrough of the Year 2015“ gewählt worden.

Das neue Verfahren ist unglaublich schnell, sehr preiswert und vergleichsweise einfach in der Handhabung. Genmanipulationen, die vorher Jahre dauerten, werden nun in wenigen Wochen umgesetzt.

Entsprechende Veränderungen erzeugen robustere Pflanzen, lassen Tiere schneller wachsen und könnten in Zukunft sogar Menschen von Krankheiten heilen – theoretisch auch von Erbkrankheiten.

Mit Genome Editing können wir Tiere, Pflanzen, Bakterien, aber auch das menschliche Erbgut so verändern, dass es gewisse gute Einflüsse für uns hat oder für die Forschung wichtig ist. – Thomas Sommermann, Genforscher

Genome Editing: Die moralische Perspektive

In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Arbeit an Keimzellen oder Embryonen. Inwieweit das Genome Editing davon betroffen ist, wurde noch nicht geklärt. Spuren hinterlässt der Eingriff nämlich nicht, eine heimliche Manipulation ist also prinzipiell möglich.

Ich denke, es wird wahrscheinlich sogar möglich sein, im Labor humane Stammzellen heimlich zu editieren. Um jedoch wirklich einen Menschen zu manipulieren, braucht es schon sehr viel kriminelles Interesse. – Thomas Sommermann, Genforscher

Mit der ethischen Dimension dieser neuen wissenschaftlichen Methode beschäftigt sich der Deutsche Ethikrat. Unter dem Motto „Zugriff auf das menschliche Erbgut. Neue Möglichkeiten und ihre ethische Beurteilung“ trifft sich heute die Kommission zu ihrer Jahrestagung in Berlin. Dort diskutieren Experten aus den Bereichen Medizin, Jura, Philosophie und Theologie über die Notwendigkeit neuer Gesetze.

Dass es die braucht, findet auch Thomas Sommermann. Er ist Postdoktorand am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin und hat mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler über Genome Editing gesprochen.

In vielerlei Hinsicht wird sich die Gentechnik durch die neue Methode verändern. Die Manipulationen sind wesentlich genauer, zielstrebiger und es gibt viel weniger ungewollte Effekte.Thomas Sommermann 

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