Zurück zum Thema | Gehirnchips

Welche Regeln braucht es für Gehirnchips?

Gehirnchips werden aktuell auf verschiedenen Ebenen erforscht. Zum Beispiel als Hilfestellung für Querschnittsgelähmte oder als Verbindung zwischen Hirn und Computer. Aber welche Gefahren birgt dieser Eingriff?

Gehirnchips für alle?

In der Forschung sind Gehirnchips schon länger ein Thema. So forscht zum Beispiel ein Team an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) bereits seit mehr als zehn Jahren an einem Implantat in Gehirn und Rückenmark. Ziel dieser Forschungsgruppe ist es, einem querschnittsgelähmten Patienten das Gehen wieder zu ermöglichen. Ein anderer bekannter Akteur in diesem Forschungsbereich ist Elon Musk. Der Milliardär und Twitter-Eigentümer besitzt neben dem Raumfahrtunternehmen Space X und dem Automobilhersteller Tesla auch das Unternehmen Neuralink. Das Ziel von Neuralink ist die Vernetzung vom Hirn, beziehungsweise den Gedanken, mit Computern oder Künstlicher Intelligenz. Seit Mai dieses Jahres darf Neuralink nun in den USA auch Chips an Menschen testen und einsetzen. Ob dies bereits stattfindet, ist indes nicht bekannt. Neuralink forscht hinter verschlossenen Türen.

Das Implantat von Neuralink enthält ein Bluetooth-Interface, sodass ich das Ganze tatsächlich mit einem handelsüblichen Tablet oder Handy koppeln kann. Das ist eine Eigenschaft, die die bisherigen Systeme nicht mit sich bringen.

Rüdiger Rupp, Professor für Assistive Neurotechnologie

Foto: Universität Heidelberg

Ethische Bedenken

Das Thema wirft ethische und juristische Fragen auf. Auch der Deutsche Ethikrat beschäftigt sich mit dem Thema. Kann es zu einem Persönlichkeitsverlust kommen? Wie wird sichergestellt, dass nur die Informationen aus meinem Hirn entnommen werden, die ich auch freigeben möchte? Wenn wir so weit sind, dass mein Hirn meinen Bewegungsapparat (mit)steuern kann, wie bin ich dann vor Fremdeinwirkung geschützt?

Die Rahmenbedingungen für den Schutz von diesen Daten sind immer noch nicht klar. Die Neurotechnologien […] sind im Moment in einer sogenannten Grauzone oder einem No Man’s Land in der internationalen Regulierung, insbesondere wenn sie für nicht klinische Zwecke verwendet werden, wie zum Beispiel für Verbrauchertechnologien.

Marcello Ienca, Professor für Ethics of Artificial Intelligence and Neuroscience

Foto: Technische Universität München

Über diese Fragen hat detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta in der heutigen Folge von „Zurück zum Thema“ mit Marcello Ienca gesprochen. Er ist Professor für Ethics of Artificial Intelligence and Neuroscience am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Technischen Universität München und forscht zur ethisch nachhaltigen Entwicklung von KI-Systemen und Neurotechnologien. Außerdem hat uns Rüdiger Rupp erklärt, wie diese Gehirnchips technisch funktionieren und funktionieren könnten. Er ist Leiter der Sektion „Experimentelle Neurorehabilitation“ am Universitätsklinikum Heidelberg.