detectiv – Die Recherche-Serie | Sexuelle Gewalt durch Soldaten

Sexuelle Gewalt als perfekte Waffe

Im Krieg wird eine Waffe oft unbeachtet gelassen: die sexuelle Gewalt. Doch genau sie ist laut den Vereinten Nationen eine der folgenreichsten und häufigsten Kriegswaffen. Wie häufig sexuelle Übergriffe und Erniedrigungen straflos bleiben, zeigt nun eine internationale Recherche.

Sexuelle Gewalt in Kriegen

Dass es im Krieg immer wieder und teils systematisch zu sexueller Gewalt gegen Zivilistinnen und Zivilisten kommt, ist nicht neu. Doch nur in sehr seltenen Fällen werden Vergewaltigungen oder sexuelle Erniedrigungen geahndet.

Die Verrohung der Soldaten vor Ort und das Wegschauen der Menschen führt leider dazu, dass sexuelle Gewalt überall präsent ist. – Annika Joeres, Correctiv

In Zentralafrika kamen im Februar 2014 französische Soldaten in die Stadt Boda, um dort zu helfen, den Bürgerkrieg zu beenden. Während des Militäreinsatzes kam es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen. Doch die Aufklärung der Ereignisse geht nur schleppend voran.

Elie, der Franzose

Das musste auch die junge Noella Pazouku am eigenen Körper erfahren. Zweimal schläft ein französischer Soldat mit dem minderjährigen Mädchen. Noella bekommt Monate später ein Kind: Elie. Der Junge hat helle Haut. Das ganze Dorf nennt ihn deswegen den Franzosen. Also erstattet die Mutter Anzeige. Doch erst nach 13 Monaten werden Noella Bilder von potentiellen Tätern vorgelegt, die jetzt ganz anders aussehen. Ein DNA-Vergleich wird nicht gemacht.

Das ist nur eine von vielen Geschichten über die sexuelle Gewalt an Zivilistinnen von Soldaten. Immer mehr Anzeigen und Berichte über Vergewaltigungen – auch an jungen Mädchen von acht oder neuen Jahren – gingen in den vergangenen Jahren bei den Behörden ein. Doch offizielle Berichte gibt es nicht und geahndet werden die Vorfälle auch nicht.

Die Opfer wollen reden

Das liegt überraschenderweise nicht an den Opfern. Denn viele von ihnen wollen reden. Viel schwieriger ist es, die Täter zu finden. Viele werden von ihren Vorgesetzten und Kameraden gedeckt. Oft, damit sie nicht mitschuldig werden oder das Ansehen der Truppe gefährdet wird. Die Ermittler sind oft selbst Angehörige des Militärs.

Es wird einfach nicht richtig ermittelt. Auch, weil die Armee selber die Ermittlungen anstellen müsste und natürlich kein Netzbeschmutzer sein möchte. Man bräuchte eigentlich eine unabhängige Institution, die solchen Anschludigen nachgeht. – Annika Joeres, Correctiv

Zusammenarbeit mit Zero Impunity

Über dieses Thema gibt es nun eine große und international angelegte Recherche: Zero Impunity. Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv ist Kooperationspartner und veröffentlicht in einer mehrteiligen Serie die Ergebnisse. Im ersten Teil wurden die Übergriffe französischer Soldaten und die fehlende Ahndung durch die Behörden behandelt.

Über die Recherche hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit Annika Joeres von Correctiv gesprochen.


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