Von der Steinzeit bis heute gestaltet der Mensch seine Umgebung mit Werkstoffen. Unsere Geschichte ist eine Geschichte der Dinge — und sie prägen uns stärker, als wir glauben.
Die Geschichte des Menschen ist immer auch die Geschichte der Materialien, die er verwendet. Vom Faustkeil aus Stein über Bronze und Stahl bis hin zum Siliziumchip hat jedes neue Material nicht nur unsere Technik, sondern auch unsere Kultur, unsere Gesellschaft und unser Denken verändert.
Materialien sind die stillen Zeugen der Zivilisation: Sie prägen, was wir bauen, wie wir leben, was wir schön finden — und oft sogar, was wir für möglich halten. Sie sind auch Ausdruck unserer Werte und häufig mit Bedeutung aufgeladen. Gold etwa steht seit jeher für Glanz und Macht. Kunststoffe brachten Farben und Formen in ungekannter Vielfalt in den menschlichen Alltag.
Immer schneller ändern sich die Materialien, die unser Leben prägen. Schon bald sollen „aktive“ oder „intelligente“ Materialien sich selbst reparieren, auf Reize reagieren oder sogar wachsen können. Das verschiebt die Grenzen zwischen Technik und Leben. Städte, die sich regenerieren; Kleidung, die mit uns altert; Objekte, die lernen — all das könnte in Zukunft denkbar sein.
Doch während Materialien immer komplexer werden, wächst auch unser Müllberg. Mikroplastik, Elektroschrott und andere endliche Ressourcen verschwinden nicht, wenn wir sie wegwerfen. Sie bleiben Teil der Welt, in der wir leben, und zwingen uns, das Verhältnis zu Dingen neu zu denken.
Die Beziehung zwischen Mensch und Material ist deshalb keine einseitige. Wir formen sie — und sie formen uns. Sie bestimmen, was wir können, und spiegeln, wer wir sind.
Materialen machen uns erst zu dem, was wir sind. Sie sind im Zentrum unserer Welt.
Lars Fischer
Lars Fischer ist Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer spricht er über die Beziehung von Mensch und Material und die Fragen, die all das für die Zukunft aufwirft.