Slacktivismus – Die Serie | Nur fauler Aktivismus?

Mit Mausklick, Like und Retweet

Slacktivismus – dieses Stichwort fasst sie zusammen: die Kritik an Online-Kampagnen. Alles nur fauler Aktivismus, der zwar das Gewissen beruhigt, aber nichts verändert. Ist diese Kritik berechtigt?

Es ist ein Automatismus im Netz geworden. Kaum erreicht eine Aktion einen viralen Erfolg, ist der Vorwurf des Slacktivismus nicht fern. Das digitale Engagement ist den Kritikern immer eine Spur zu einfach und zu bequem.

Slacktivismus: Aufmerksamkeit und Interaktion

Ein Klick, ein Like, ein Retweet. Fertig ist der Slacktivismus. Online-Kampagnen werden für ihre Einfachheit schnell als Faulheit abgetan. Dabei können sie auch ein niedrigschwelliger Einstieg in den Aktivismus sein. Außerdem erreichen solche Aktionen auch Menschen, die sich bisher nicht engagiert haben oder sich eines Problems nicht einmal bewusst waren.

Es hinzubekommen, dass Leute wirklich sich die Zeit nehmen, um zu interagieren, und sei es nur, um ein Video anzusehen, einen Retweet-Knopf zu drücken oder einen Daumen nach oben zu geben – das ist professionelle Kunst, das ist etwas Wertvolles.Tobias Schwarz  

Dabei sorgen virale Kampagnen für mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, auch wenn der Hype am Phänomen selbst oft nur für kurze Zeit anhält.

So hat beispielsweise die Ice Bucket Challenge auf ALS auf andere seltene Krankheiten aufmerksam gemacht. Auch wenn nicht jeder ihrer Teilnehmer gespendet hat, sind bei den ALS-Organisationen trotzdem mehr Spenden als sonst eingegangen.

Bei solchen Aktionen geht es im Endeffekt immer um Aufmerksamkeit, auch wenn diese nur 15 Minuten dauert. Das ist digitale Gewissensberuhigung, aber zeitgleich ist es auch Engagement. Im besten Fall wird aus Aufmerksamkeit dann Sensibilisierung.Valentin Belentschikow  

Aktivismus: Online- und Offline

Der Online-Aktivismus verdrängt den analogen Aktivismus nicht, tatsächlich findet beides parallel statt. Menschen werden auch weiter auf die Straße gehen, um zu demonstrieren – und nicht plötzlich damit aufhören, nur weil es einen Hashtag oder eine Profilbildaktion gibt.

Es ist nicht so, dass die Leute, die früher auf eine Demo gegangen wären, sich heute nur vom Sofa aus betätigen. Politisch engagierte Menschen nutzen das Netz zusätzlich, als andere Form, als anderen Kanal für ihren Aktivismus.Lisa Villioth 

Als beispielsweise den Journalisten von netzpolitik.org Landesverrat vorgeworfen wurde, haben sich viele Menschen unter dem Hashtag #landesverrat digital engagiert. Zeitgleich sind in Berlin über 2.500 Menschen zur analogen Demonstration gekommen.

Virale Kampagnen werden wichtiger

Längst haben auch die Werbung und politische Akteure die viralen Kampagnen für sich entdeckt. Immer mehr Kampagnen kämpfen um das gleichbleibend knappe Gut Aufmerksamkeit. Die Konkurrenz wird also größer.

Das, was wir heute virale Kampagnen nennen, ist in absehbarer Zeit selbstverständlicher Teil von Aufmerksamkeitssteuerung. Das setzt voraus, dass wir als Konsumenten sehr viel mündiger mit diesen Kamapgnen, mit diesen viralen Phänomenen umgehen.Dirk von Gehlen 

Wie sehr trifft die Slacktivismus-Kritik also zu, auf virale Kampagnen und Online-Aktivismus? Sandro Schroeder hat diese Frage als Abschluss unserer Slacktvismus-Reihe an Dirk von Gehlen, Lisa Villioth, Tobias Schwarz und Valentin Belentschikow gestellt.


Mit diesem Beitrag endet unsere fünfteilige Serie über virale Online-Kampagnen und das Phänomen Slacktivismus. Wir haben uns in den letzten vier Beiträgen mit Kony2012, der ALS Ice Bucket Challenge sowie den Profilbild-Aktionen „Equality“ und „Celebrate Pride“ auf Facebook auseinandergesetzt. 

Redaktion: Sandro Schroeder

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