Es ist ein Automatismus im Netz geworden. Kaum erreicht eine Aktion einen viralen Erfolg, ist der Vorwurf des Slacktivismus nicht fern. Das digitale Engagement ist den Kritikern immer eine Spur zu einfach und zu bequem.
Slacktivismus: Aufmerksamkeit und Interaktion
Ein Klick, ein Like, ein Retweet. Fertig ist der Slacktivismus. Online-Kampagnen werden für ihre Einfachheit schnell als Faulheit abgetan. Dabei können sie auch ein niedrigschwelliger Einstieg in den Aktivismus sein. Außerdem erreichen solche Aktionen auch Menschen, die sich bisher nicht engagiert haben oder sich eines Problems nicht einmal bewusst waren.
Dabei sorgen virale Kampagnen für mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, auch wenn der Hype am Phänomen selbst oft nur für kurze Zeit anhält.
So hat beispielsweise die Ice Bucket Challenge auf ALS auf andere seltene Krankheiten aufmerksam gemacht. Auch wenn nicht jeder ihrer Teilnehmer gespendet hat, sind bei den ALS-Organisationen trotzdem mehr Spenden als sonst eingegangen.
Aktivismus: Online- und Offline
Der Online-Aktivismus verdrängt den analogen Aktivismus nicht, tatsächlich findet beides parallel statt. Menschen werden auch weiter auf die Straße gehen, um zu demonstrieren – und nicht plötzlich damit aufhören, nur weil es einen Hashtag oder eine Profilbildaktion gibt.
Als beispielsweise den Journalisten von netzpolitik.org Landesverrat vorgeworfen wurde, haben sich viele Menschen unter dem Hashtag #landesverrat digital engagiert. Zeitgleich sind in Berlin über 2.500 Menschen zur analogen Demonstration gekommen.
Virale Kampagnen werden wichtiger
Längst haben auch die Werbung und politische Akteure die viralen Kampagnen für sich entdeckt. Immer mehr Kampagnen kämpfen um das gleichbleibend knappe Gut Aufmerksamkeit. Die Konkurrenz wird also größer.
Wie sehr trifft die Slacktivismus-Kritik also zu, auf virale Kampagnen und Online-Aktivismus? Sandro Schroeder hat diese Frage als Abschluss unserer Slacktvismus-Reihe an Dirk von Gehlen, Lisa Villioth, Tobias Schwarz und Valentin Belentschikow gestellt.
Mit diesem Beitrag endet unsere fünfteilige Serie über virale Online-Kampagnen und das Phänomen Slacktivismus. Wir haben uns in den letzten vier Beiträgen mit Kony2012, der ALS Ice Bucket Challenge sowie den Profilbild-Aktionen „Equality“ und „Celebrate Pride“ auf Facebook auseinandergesetzt.
Redaktion: Sandro Schroeder