Was wichtig wird | Social Scoring in China

Der gläsernde Bürger

China testet ein bislang einzigartiges Bewertungssystem für die Bevölkerung. Kann es mit „Social Scoring“ überhaupt noch Privatsphäre geben? Jurgen Kuri von heise online erklärt, was es damit auf sich hat.

Totale Überwachung?

Nicht erst seit der neuen Datenschutzgrundverordnung wird der Schutz der persönlichen Daten in Deutschland Ernst genommen. Das Recht auf Privatsphäre soll stets die Regel und keine Ausnahme bleiben. Dafür fechten Datenrechtler regelmäßig neue Kämpfe aus. Deshalb ist eine öffentliche Videoüberwachung, wie sie am Bahnhof Südkreuz in Berlin seit vergangenem Sommer getestet wird, hoch umstrittenen.

In weiten Teilen Chinas gehört das inzwischen zum Alltag. Ob auf belebten Straßen oder in U-Bahnhöfen, hunderte Kameras  überwachen jeden Winkel der Stadt. Ihre Auszeichnungen senden sie in Sekundenschnelle an ein Rechenzentrum. Das erstellt Profile von allem, was sich bewegt. Unbemerkt von einem Ort zum anderen zu gelangen, ist für die chinesische Bevölkerung nahezu undenkbar.

Der AAA-Bürger

Was die Kameras aufzeichnen, wird in der aktuellen Testphase noch wichtiger. Ab 2020 soll das ganze Land mit Hilfe von Social Scoring ein neues Level der staatlichen Kontrolle erreichen. Jeder Bürger wird dann für sein Verhalten vom Staat bewertet. Wer sich gesund ernährt, bekommt zum Beispiel Pluspunkte. Wer allerdings bei rot über die Ampel geht oder Pornographie konsumiert, dem werden Punkte abgezogen.

Es gibt einen relativ schwachen Widerstand, der aber sehr gering ist. Zum einen weil die Medien und das Internet staatlich kontrolliert werden. Zum anderen ist die Haltung in China schon anders.Jürgen Kuri 

Geplant ist, dass Nutzer mit mindestens 1.300 Punkten die höchste Bewertung AAA erhält. Wer diesen Stand für einen gewissen Zeitraum halten kann, kann vergünstigte Kredite oder eine bessere Krankenversicherung bekommen. Von hohen Punktzahlen können auch die Kinder profitieren, indem sie bei der Vergabe von Studienplätzen unter anderem höhere Chancen haben. Wessen Score allerdings unter 600 fällt, landet in der schlechtesten Kategorie D. Diejenigen müssen unter anderem um ihren Job bangen. Privatsphäre wird damit zunehmend abgeschafft. Getestet wird das Social Scoring bislang schon in einige Regionen Chinas.

iOS App Store wird 10 Jahre alt

Apple steht symbolisch für Eigenheiten. Schon immer hat der Konzern Wert darauf gelegt, dass externe Programme es auf ihren Geräten schwer haben. Nutzer konnten zum Beispiel nur Web-Apps nutzen, bevor es den App Store gab. Deshalb war die Einrichtung dieser zentralen Stelle für Apps etwas ganz besonderes und wurde zu Vorbild für andere.

Über das Social Scoring und die Bedeutung des App Stores spricht der stellvertretende Chefredakteur von c’t und heise online Jürgen Kuri mit detektor.fm-Moderatorin Carina Fron.


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Redaktion