Der Fall Bettina Wulff: Wieviel “privat” ist zu viel?

Bettina Wulff verschickt Unterlassungserklärungen an Journalisten, Blogger und Google, um Gerüchte über ihre Vergangenheit als Escort-Dame zu verhindern. Geht es wirklich um Verleumdung oder ist die Medienaufmerksamkeit gewollt?

Sieben Monate nach dem Rücktritt von Christian Wulff erhält die Familie Wulff nun erneut Aufmerksamkeit: Die Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Bettina Wulff klagt auf Unterlassung. Sie will, dass das Gerücht über ihre angebliche Tätigkeit als Escort-Dame vor ihrer Zeit als „First Lady“ nicht mehr verbreitet wird.

Das betrifft verschiedene Zeitungen, Blogger, aber auch den Moderator Günther Jauch, die bereits fast alle die Unterlassungserklärung unterzeichnet haben, wenn auch einige mit Unverständnis.

 

Prof. Dr. Jochen Hörisch 

In der Netzwelt wird im Zusammenhang mit der Klage auch vom „Streisand-Effekt“ gesprochen. Einige Blogger meinen, erst die Klage hätte zu einer erneuten Debatte um den Skandal geführt und wäre sonst unbeachtet geblieben.

 

Bettina Wulff, die in dieser Woche ein Buch über ihr Leben herausbringt und inzwischen eine eigene PR-Agentur gegründet hat, kann sich nicht über zu wenig Aufmerksamkeit in den Medien beschweren. Natürlich lässt das auch Raum für Spekulationen. Der Literatur- und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch sieht in Wulffs Verhalten eine Kombination aus Kalkül und der Durchsetzung ihres Persönlichkeitsrechtes:

Der Fall zeigt, dass Bettina Wulff, die eine ausgebildete PR-Beraterin ist, genau weiß, wie man auf der Klaviatur der Medien spielen kann. Man muss aber auch respektieren, dass in der politischen Sphäre ähnliche Maßstäbe gelten wie für Journalisten.

Die Bildzeitung, die am Ende der Affäre um Christian Wulff ein negatives Bild von ihm zeichnete und auch sonst in den Fall involviert war, steht Bettina Wulff jetzt sehr wohlwollend gegenüber. Die ehemalige Gattin des Bundespräsidenten wird als „selbstbewusst“ und „bildhübsch“ betitelt. Doch auch das muss nicht immer so bleiben, meint Jochen Hörisch von der Universität Mannheim:

Das entspricht dem berühmten Wort von Kai Diekmann: Wer mit uns im Aufzug rauffährt, muss auch damit rechnen, dass er wieder wird runterfahren müssen.

Hören Sie hier das gesamte Interview von Hendrik Kirchhof mit Jochen Hörisch: