Netzhelden | 18 Jahre lang ein Polaroid am Tag

Aus dem Leben eines Fremden

18 Jahre lang hat der New Yorker Jamie Livingston Polaroids geschossen – jeden Tag eines. Mittlerweile ist er gestorben; seine Polaroids beeindrucken aber auch nach seinem Tod viele Menschen.

Ein Leben in 6.500 Polaroid-Fotos

Im März 1979 hat Jamie Livingston mit seiner Polaroid-Kamera ein Foto von zwei Freundinnen geschossen. Dies stellt den Beginn einer Fotoserie dar, die er 18 Jahre lang bis zu seinem Lebensende fortführte. Jamie, ein junger Filmstudent aus New York, fand Gefallen an den kleinen Polaroids und schoss von nun an jeden Tag eines. So entstand eine Sammlung aus etwa 6.500 Polaroids mitten aus dem Leben eines jungen Mannes.

Von Zirkuselefanten und MTV-Promovideos

Die Fotos zeigen Jamie Livingston als Student und später bei seinem Job als Filmemacher von Info-Filmen, Werbespots und MTV-Promovideos. Neben Bildern seiner Freunde, Freundinnen, seiner Familie, von Baseball-Spielen und Picknicks gibt es auch Bilder von New York: dem World Trade Center, Bergen, Stränden. Nebenbei arbeitete Livingston in einem Zirkus und spielte verschiedene Instrumente Akkordeon ist nur eines davon.

Eines Nachts lief Livingston mit Zirkuselefanten durch New York, als ein Freund meinte: Dies würde ein gutes Foto ergeben. Aber der Fotograf hatte bereits sein Foto für diesen Tag geschossen: sein Mittagessen.

Ein plötzliches Ende

Die Bilder zeigen viele schöne Momente, aber auch tragische. Im Jahr 1997 sieht man ein Foto von Livingston im Krankenhaus. Dann ein Bild einer großen Narbe an seinem Kopf. Man sieht einen Verlobungsring, eine Hochzeit. Ein paar Wochen später endet die Serie. Das letzte Foto zeigt den New Yorker im Krankenbett, um ihn seine Freunde. Im Alter von 41 Jahren stirbt Livingston an Krebs.

Einblicke in ein bewegtes Leben

Eigentlich hatte Livingston gar nicht vor, sein Leben zu dokumentieren. Erst als er feststellte, dass er ohnehin fast täglich ein Polaroid geschossen hatte, machte er es sich zur festen Aufgabe. Ein Freund sammelte die Fotos für ihn, ordnete sie. Mittlerweile sind es etwa 6.500 Bilder, alle auf einer Webseite zu finden. Ursprünglich dazu gedacht, dass Livingstons Freunde und Freundinnen sich nach seinem Tod an ihn erinnern können. Doch die Sammlung ist nun öffentlich zugänglich und bietet jedem einen intimen Einblick in das Leben eines jungen New Yorkers.

Über die Geschichte von Jamie Livingston und sein Foto-Projekt hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Till Eckert von ze.tt gesprochen, der Online-Plattform für Geschichten, Ideen und Gefühle.

Was diese Bilder so kraftvoll macht, ist, dass wir unser eigenes Leben durch sie sehen.Till Eckert 

Redaktion: Thomas Weinreich

Moderation