Rückblick auf den NSU-Prozess

Eine Achterbahn der Gefühle

Am Mittwoch ist das Urteil des NSU-Prozesses verkündet worden. An 438 Prozesstagen wurde über fünf Jahre hinweg verhandelt. Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger hat den Prozess von Anfang an begleitet.

Mehr als 600 Zeugen und Sachverständige, fünf Angeklagte, 14 Verteidiger und 92 Nebenkläger. Einer der aufwendigsten Prozesse der deutschen Nachkriegszeit ist am Mittwoch zu Ende gegangen. Das Oberlandesgericht München hat Beate Zschäpe wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, außerdem erhielten die vier Mitangeklagten Strafen in unterschiedlicher Höhe.

Der Urteilsspruch ist umstritten: Hat der Rechtsstaat seine Pflichten erfüllt? Die Angehörigen der Opfer sind enttäuscht und unzufrieden.

Man muss trotzdem dranbleiben

Es gibt wohl nur wenige Personen, die an jedem einzelnen Prozesstag im Gerichtssaal anwesend waren. Eine davon ist Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger, die den Prozess von Beginn an für die Süddeutsche Zeitung begleitet hat.

Wir haben da auch eine Verpflichtung als Journalisten. Denn wir haben über die vielen Jahre hinweg, in denen der NSU mordete, nicht verstanden, was da passierte. Zwar üben wir jetzt Kritik an Polizei und Verfassungsschutz, dass die das nicht verstanden haben, aber wir haben es ja auch nicht gesehen. – Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin

Persönliche Eindrücke

Wer jeden Tag vor Ort ist, sieht und hört sehr viel mehr, als in den Medien gezeigt wird. So soll Beate Zschäpe eigentlich eine ganz umgängliche Person sein, die sich nur vor Gericht bedeckt hielt, ansonsten aber sehr sozial sei.

Ihre Verteidiger hatten ihr geraten zu schweigen. Das hat sie zweieinhalb Jahre durchgehalten und dann konnte sie nicht mehr. Ich glaube, das liegt auch in ihrer Persönlichkeit begründet. – Annette Ramelsberger

Was Annette Ramelsberger sonst noch beobachten konnte und wie sie den NSU-Prozess erlebt hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit ihr gesprochen.

Wir Medien sind nicht dafür geschaffen, ewig lang an einem Thema zu bleiben. Jede Woche wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben und da springt man auch gerne auf.Annette Ramelsberger 

Redaktion: Berit Ström

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