Urteile im NSU-Prozess
Im NSU-Prozess hat das Münchener Oberlandesgericht neben der lebenslangen Haft für Beate Zschäpe auch die besondere Schwere ihrer Schuld festgestellt. Damit ist eine Entlassung nach 15 Jahren extrem unwahrscheinlich. Auch alle Mitangeklagten haben teils lange Haftstrafen bekommen. Für die Angehörigen der Opfer ist das Thema damit aber noch lange nicht beendet. Schon einen Tag vor Prozessende haben deshalb die Kinder der NSU-Opfer Enver Şimşek und Mehmet Kubaşık auf einer Pressekonferenz ihre Enttäuschung über den Prozess deutlich gemacht – und weitere Aufklärung gefordert.
Die Betroffenen brauchen jetzt ehrliche Aufklärung. Und das heißt im Zweifelsfall auch noch einen oder mehrere weitere Prozesse. – Robert Lüdecke, Amadeu-Antonio-Stiftung
Lückenhafte Aufklärung
Rund um das Gerichtsgebäude ist es während der Urteilsverkündung zu Protesten gekommen. So hat die Initiative „Kein Schlussstrich“ den gesamten Tag in München für eine weitere Aufklärung des NSU-Terrors demonstriert.
Es muss auch geschaut werden, welche staatlichen Unterstüzungshandlungen es gab. Wo hat der Verfassungsschutz versagt, wo hat er bewusst weggeschaut? All diese Fragen sind noch nicht beantwortet. – Robert Lüdecke
Ob und in welcher Form weitere Aufklärung stattfindet, wird sich erst noch zeigen. Die Anwälte von Beate Zschäpe haben allerdings schon kurz nach der Verhandlung angekündigt, dass sie das Urteil anfechten wollen.
Was das Urteil bedeutet und wie es abseits vom Gerichtssaal mit der Aufarbeitung des NSU-Terrors weitergeht, hat detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Robert Lüdecke von der Amadeu-Antonio-Stiftung besprochen. Diese hat den NSU-Prozess in den letzten Jahren kritisch begleitet.
Redaktion: Lukas Gilbert