Mehr als 600 Zeugen und Sachverständige, fünf Angeklagte, 14 Verteidiger und 92 Nebenkläger. Einer der aufwendigsten Prozesse der deutschen Nachkriegszeit ist am Mittwoch zu Ende gegangen. Das Oberlandesgericht München hat Beate Zschäpe wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, außerdem erhielten die vier Mitangeklagten Strafen in unterschiedlicher Höhe.
Der Urteilsspruch ist umstritten: Hat der Rechtsstaat seine Pflichten erfüllt? Die Angehörigen der Opfer sind enttäuscht und unzufrieden.
Man muss trotzdem dranbleiben
Es gibt wohl nur wenige Personen, die an jedem einzelnen Prozesstag im Gerichtssaal anwesend waren. Eine davon ist Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger, die den Prozess von Beginn an für die Süddeutsche Zeitung begleitet hat.
Wir haben da auch eine Verpflichtung als Journalisten. Denn wir haben über die vielen Jahre hinweg, in denen der NSU mordete, nicht verstanden, was da passierte. Zwar üben wir jetzt Kritik an Polizei und Verfassungsschutz, dass die das nicht verstanden haben, aber wir haben es ja auch nicht gesehen. – Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin
Persönliche Eindrücke
Wer jeden Tag vor Ort ist, sieht und hört sehr viel mehr, als in den Medien gezeigt wird. So soll Beate Zschäpe eigentlich eine ganz umgängliche Person sein, die sich nur vor Gericht bedeckt hielt, ansonsten aber sehr sozial sei.
Ihre Verteidiger hatten ihr geraten zu schweigen. Das hat sie zweieinhalb Jahre durchgehalten und dann konnte sie nicht mehr. Ich glaube, das liegt auch in ihrer Persönlichkeit begründet. – Annette Ramelsberger
Was Annette Ramelsberger sonst noch beobachten konnte und wie sie den NSU-Prozess erlebt hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit ihr gesprochen.
Redaktion: Berit Ström