Russisch Brot | Jubeln, aber nicht so!

„Das ist einfach unanständig!“

Die Deutschen siegen Last-Minute, jubeln zurecht, schießen mit Häme in Richtung schwedischer Bank aber übers Ziel hinaus. So auch Xhaka und Shaquiri beim 2:1 der Schweiz gegen Serbien. Mit einer Geste, die den Adler von der Flagge Kosovos symbolisiert, feiern die beiden ihre Tore. Kritisch, denn Serbien erkennt den Kosovo nicht an.

Russisch Brot ist der Podcast zur Fußball-WM 2018 von der taz und detektor.fm. Und wer die taz kennt, weiß, dass es um mehr als Videobeweis, Taktiken und vergebene Chancen gehen kann. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf alles was passiert in Russland – auf und neben den Plätzen.


Last-Minute Sieg

Was für ein Spiel war das denn am Samstag: Deutschland spielt gegen Schweden. Klar, dass es in diesem Jahr jeder dem amtierenden Weltmeister schwer machen will. Und so steht Schweden hinten solide, köpft alles raus, was hoch reinkommt und zieht die wenigen Konter knallhart durch. Dementsprechend ist es auch der Schwede Ola Toivonen, der das erste Tor macht.

Trotz 70 Prozent Ballbesitz kiegt die deutsche Nationalelf das Ding vorne nicht rein. Doch in der zweiten Hälfte platzt der Knoten. Marco Reus macht in der 48. Minute den Ausgleich – Erleichterung. Als dann auch noch Toni Kroos in der 95. Minute mit einem Freistoß das mehr als verdiente 2:1 macht, sind auf der Auswechselbank, auf den Rängen und zuhause vor den Fernsehern zurecht alle aus dem Häuschen. Es wird gejubelt, sich umarmt. Zwei DFB-Mitglieder schießen aber übers Ziel hinaus.

Jubeln ja – aber doch bitte nicht so!

Mit geballten Fäusten gestikulieren sie in Richtung schwedischer Bank – das ist Häme, nicht Freude. Die Fifa ermittelt. 

Ich kann verstehen, dass sich über die zweite  Halbzeit was anstaut. […] Dass man dann aber zu anderen Bank rennt und sich so hämisch freut, das ist einfach unanständig. – Jürn Kruse, taz-Redakteur

Sie sind an diesem Wochenende aber nicht die Einzigen, die sich unangemessen verhalten: die Schweizer Granit Xhaka und Xherdan Shaquiri gestikulieren nach ihren Toren gegen Serbien (2:1) einen Doppeladler, das Wappentier der Albanischen Flagge. Kritisch deshalb, weil Serbien den Kosovo nicht anerkennt.

Über den Sieg der deutschen Mannschaft, fragwürdiges Jubeln und den klassischen Neuner hat Jürn Kruse von der taz mit detektor.fm-Moderatorin Barbara Butscher gesprochen. Im aktuellen Tagebucheintrag erzählt taz-Korrespondent Andreas Rüttenauer von einem „alten“ Bekannten.

Es ist so ein Dauerkonflikt. In der Schweiz spielen mehrere Kosovo-Albaner. Serbien erkennt sie nicht an. Es ist sehr nationalistisch aufgeladen, von beiden Seiten.Jürn Kruse 

Alle Folgen können Sie von Montag bis Freitag ab 10.15 Uhr im detektor.fm-Wortstream hören und jederzeit und überall im Podcast „Russisch Brot“.


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