Umgekehrter Kulturschock

Zurück zu Hause und jetzt?

In die Ferne Aufbrechen ist schwer – Heimkehren aber offensichtlich auch: Nach einem langen Auslandsaufenthalt empfinden viele Reisende Leere und Unverständnis. Gefühle, die sich mit dem sogenannten „Reverse Culture Shock“ erklären lassen.

Vertraut und doch so fremd

Eben noch ist die Welt bunt und aufregend gewesen, doch auf einmal fällt man in ein tiefes Loch. Viele Reisende erleben bei ihrer Rückkehr in die alte Heimat einen wahren Kulturschock. Das Vertraute kann auf einmal langweilig wikren und die eigenen Freunde sich verändert haben. In der Wissenschaft nennt man dieses Phänomen „Reverse Culture Shock“, also „umgekehrter Kulturschock“.

Damit gemeint sind alle negativen Erfahrungen bei der Ankunft in der alten Heimat. Der Pädagoge Ulrich Dettweiler hat zusammen mit einem Forscherteam aus München und Mainz 128 Jugendliche nach ihrer Rückkehr in die Heimat befragt und ihre Symptome festgehalten.

Wenn man zurückkommt, hat man sich verändert. Alles Andere ist gleich geblieben und damit kommt das Fremde in das Vertraute. – Ulrich Dettweiler, Professor für Pädagogik an der Universität Stavanger

Umgekehrter Kulturschock

Typische Kennzeichen eines solchen umgekehrten Kulturschocks sind das Gefühl der Isolation, veränderte Beziehungen zu Freunden und die Sehnsucht nach dem Ausland. Das Phänomen kann aber weit über eine Reisenostalgie hinausgehen. Immer dann, wenn die Bewältigung des Alltags zunehmend schwieriger wird, ist therapeutische Hilfe ratsam.

Der Kulturschock als psychologisches oder klinisches Problem beginnt immer dort (…), wo die Leere um sich greift und zur Depression zu werden droht (…)– Ulrich Dettweiler

Über die Auswirkungen des „Reverse Culture Shocks“ hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Ulrich Dettweiler gesprochen. Er ist Professor für Pädagogik an der Universität Stavanger.

Am besten kann man die Ernsthaftigkeit des „Reverse Culture Shocks“ mit einer Analogie beschreiben. Nämlich mit der Frage: Wo hört die Melancholie auf und wo beginnt die Depression?Ulrich Dettweiler 

Redaktion: Kaspar Weist

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