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Depressionen nach der Geburt: Ein Tabu?

Frisch gebackene Eltern im absoluten Babyglück? Die Realität sieht für einige Mütter und Väter anders aus. Warum ist postpartale Depression immer noch ein Tabu und wie kann sich das ändern?

Mütter unter Druck

Wie man sich fühlt, wenn man gerade ein Kind bekommen hat, ist immer noch stark von gesellschaftlichen Vorstellungen geprägt. Besonders Frauen stehen unter dem Druck des Idealbilds der glücklichen Mutter. Doch nicht allen frisch gebackenen Eltern geht es nach der Geburt ihres Kindes gut. Rund jede fünfte Frau in Deutschland ist von einer sogenannten postpartalen Depression betroffen. Neue Untersuchungen zeigen, dass auch Väter oder andere Elternteile darunter leiden können. Trotzdem ist die postpartale Depression nach der Geburt des Kindes noch immer ein großes Tabu.

Die Werbung und soziale Medien machen es nicht immer einfach, denn dort wird ja immer das Bild einer strahlenden Mutter mit lachendem Kind gezeigt. Dass es in der Realität aber oft auch anders ist, anders sein kann, das wird nicht angesprochen.

Christine Rummel-Kluge, Leiterin der Spezialambulanz für peripartale psychische Erkrankungen an der Uniklinik Leipzig

Foto: Max Weishäutel

Postnatale oder Postpartale Depression?

Dass es Menschen direkt nach dem Gebären emotional erst mal nicht so gut geht, ist ganz normal. Der sogenannte Babyblues hängt auch mit dem Hormonhaushalt zusammen. Einen Babyblues erfahren sogar zwei Drittel aller gebärenden Personen. Er hält oft nur einige Tage an.

Das ist bei der postpartalen Depression anders – diese dauert länger und sollte ärztlich behandelt werden. Sie ist auch als Wochenbett- und postnatale Depression bekannt. Der medizinisch richtige Begriff ist jedoch postpartal. Denn „postnatal“ bezeichnet die Zeit nach der Geburt und bezieht sich damit auf das Kind. Demgegenüber bezeichnet „postpartal“ die Zeit nach dem Gebären und legt den Fokus auf die gebärende Person.

Dann erwarten auch noch alle um einen herum, dass man happy ist und dass alles flutscht und dass es einfach ist. Muttersein ist überhaupt nicht einfach. Das ist für viele auch ein Schock.

Barbara Vorsamer, Journalistin und Autorin

Foto: Astrid Eckert

Wie kann postpartale Depression entstigmatisiert werden? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Gottfried Haufe mit Barbara Vorsamer. Sie ist Journalistin und Autorin, selbst Mutter von zwei Kindern und hat über ihre Erfahrungen mit postpartaler Depression ein Buch geschrieben. Wohin sich Betroffene wenden können, erklärt Christine Rummel-Kluge. Sie leitet die Spezialambulanz für peripartale psychische Erkrankungen an der Uniklinik Leipzig.

Informationen und Hilfe für Betroffene von postpartaler Depression findet ihr hier.

Mehr Input zum Thema? Im detektor.fm-Format „Podcast-Podcast“ stellen unsere Kolleginnen täglich einen Podcast vor. Dort hat es in der vergangenen Woche unter dem Motto „Mutterschaft unzensiert“ jeden Tag einen Podcast-Tipp zum Thema gegeben. Alle Podcast-Empfehlungen findet ihr hier.