Postnatale Depression – bei Männern kaum erforscht
Die postnatale Depression bei Müttern – auch Wochenbettdepression – ist längst kein unerforschtes Gebiet mehr. Der Begriff bezieht sich auf das lateinische Wort „natus“ und beschreibt den Zustand nach der Geburt des Kindes. Nun hat eine amerikanische Studie der Indiana University bewiesen, dass viele Väter ebenso in ein emotionales Tief fallen.
Das zeigen neuere Forschungen aus den USA, Kanada und Australien, dass auch Männer, nämlich bis zu zehn Prozent der Väter während der Schwangerschaft schon oder auch im ersten Lebensjahr des Kindes sowas wie depressive Verstimmungen entwickeln. – Iris Hauth, Psychiaterin
Die Ursachen dafür können vielseitig sein. Manche Wissenschaftler sind der Auffassung, dass der enge Kontakt mit der schwangeren Frau den männlichen Hormonhaushalt beeinflussen kann. Auch der Druck zu versagen könne für viele Männer eine Rolle spielen. Zusätzlich hätten viele Männer dann ein Problem, sich jemanden anzuvertrauen, meint Psychiaterin Dr. Iris Hauth.
Die Männer haben auch Schwierigkeiten, darüber zu sprechen. Denn genau wie die Mütter müssen sich Väter ja landläufiger Meinung nach immer freuen, wenn ein Baby da ist, und nicht über depressive Stimmung sprechen. – Iris Hauth
Veränderte Situation sorgt für Stress
Forschern zu Folge nimmt der Stresspegel nach der Geburt immens zu und stellt die Eltern sowohl vor neue soziologische als auch vor psychologische Herausforderungen. Sollten sowohl Mutter als auch Vater in einem solchen Tief stecken, ist professionelle Hilfe ratsam, erklärt Iris Hauth.
Es gibt eine sehr gute Selbsthilfeorganisation in Deutschland, die heißt Schatten und Licht, die kann man anfragen, sowohl bei Depression der Mütter als auch der Väter. – Iris Hauth
Wieso kommt es bei Männern zu einer postnatalen Depression und was können Betroffene dagegen unternehmen? detektor.fm-Moderator Christian Erll hat mit Iris Hauth, der Regionalgeschäftsführerin des psychiatrischen Alexianer St. Joseph-Krankenhauses in Berlin gesprochen.
Redaktion: Matthias Müller