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Warum protestieren Ex-Vertragsarbeitende der DDR?

Seit über 30 Jahren gehen Menschen in Mosambik auf die Straße. Es geht um ihre Vertragsarbeit in der DDR. Warum protestieren sie?

Vertragsarbeit: Hoffnung auf Arbeit und Geld

Nach der Unterzeichnung des Arbeitsmigrationsabkommens zwischen der Volksrepublik Mosambik und der DDR im Jahr 1979 kamen in den folgenden Jahren rund 17 000 Menschen aus Mosambik zur Vertragsarbeit in die DDR. Sie hatten Hoffnung auf eine gute Ausbildung und auf ein stetes Einkommen. Doch während das Abkommen der DDR half, ihren Arbeitskräftemangel zu kompensieren, stellte sich die Vertragsarbeit für die mosambikanischen Arbeitenden als eine Enttäuschung heraus.

In der Realität wurden die Vertragsarbeitenden hauptsächlich genutzt, um den Fachkräftemangel in der DDR zu stopfen. Sie waren in Fabriken und Betrieben, die ihnen in Mosambik dann gar nichts gebracht haben.

Brenda Akele Jorde, Regisseurin von "The Homes We Carry"

Foto: David-Simon Groß

Leere Versprechungen für die Arbeitenden

Anstelle der versprochenen Ausbildung wurden die Menschen aus Mosambik häufig als billige Arbeitskräfte in Fabriken eingesetzt, viele erlebten Ausgrenzung und Rassismus. Außerdem nutzte die DDR Lohnanteile und Sozialversicherungsbeträge der Betroffenen, um die Schulden von Mosambik zu verrechnen. Das führte dazu, dass zwischen 25 und 60 Prozent jedes Lohns über 350 Mark einbehalten wurde. Nach der Rückkehr nach Mosambik sollten die Arbeiterinnen und Arbeiter dann den Rest erhalten. Doch mehr als 30 Jahre später warten die Betroffenen noch immer auf die versprochenen Gelder. Seitdem kämpfen die Rückkehrer und Rückkehrerinnen in Mosambik, die sogenannten Madgermanes, für ihre Rechte und gehen wöchentlich auf die Straße.

Tatsächlich fühlen wir uns wie moderne Sklaven. Staaten haben Menschen für ihre Belange ausgenutzt und sie hinterher fallengelassen wie heiße Kartoffeln.

Paulino José Miguel, ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik

Foto: Raimond Stetter

Warum hat es damals so viele Menschen in die DDR gezogen? Das fragt detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt die Regisseurin Brenda Akele Jorde. Ihr Film „The Homes We Carry“ feiert auf dem DOK-Festival Weltpremiere. Für ihren Film hat die Regisseurin einen ehemaligen Vertragsarbeiter aus Mosambik und seine Tochter begleitet. Was die Menschen aus Mosambik für ihre Vertragsarbeit bis heute fordern, erzählt Paulino José Miguel. Er ist einer der Betroffenen.