Mit der Nähmaschine malen wie Tschabalala Self oder mit Pixeln im digitalen Raum wie Tim Berresheim – Malerei im digitalen Zeitalter hat ganz unterschiedliche Ausdrucksformen. Was gibt es zu entdecken?
Social Media, 3D-Drucker und KI — digitale Plattformen und Tools wie diese verändern die Kunst. Sie bringen neue Darstellungsformen hervor, neue Techniken und auch Formen der Verbreitung. Aber wie sehr verändern sie auch die grundsätzliche Bedeutung beispielsweise von Malerei? Die Künstlerin Tschabalala Self sagt von ihrer Kunst, sie male mit der Nähmaschine. In ihren Werken arbeitet sie oft mit Stoffen, die sie als Flächen auf die Leinwand näht. Von Weitem würden diese manchmal aussehen wie kubistisch zusammengesetzte Farbflächen, erzählt Saskia Trebing vom Monopol-Magazin im Podcast. Geht man näher heran, erkennt man, dass es Stoffteile sind. Aber ist das noch Malerei? Und was daran ist hybrid? „Malerei ist erst mal immer hybrid“, sagt Saskia Trebing. Alles baue aufeinander auf, es werde voneinander abgeguckt, Motive kopiert, verfremdet und mit Materialien experimentiert.
In der Kunsthalle Bielefeld und dem Marta Herford Museum zeigt eine Ausstellung, in welcher Weise Künstlerinnen und Künstler digitale Tools in ihre Kunst mit einfließen lassen. Die Ausstellung „Zwischen Pixel und Pigment — Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten“ zeigt Werke von rund 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern von den 1950er Jahren bis heute. Eine der Pionierinnen auf diesem Feld ist die Künstlerin Vera Molnár. „Sie hat sich sehr früh mit Computertechnologie beschäftigt“, erzählt Kathleen Rahn, Direktorin des Marta Herford Museums, „und zwar in einer Zeit, in der es noch keinen Bildschirm dazu gab.“
Der Künstler Tim Berresheim malt etwa mit den Pixeln direkt im digitalen Raum. Im Vorfeld der Ausstellung hat er Werke aus der Kunsthalle Bielefeld mit einem Hochleistungshandscanner gescannt. Im Museumskontext werden solche Scanner eigentlich zur Digitalisierung der Werke verwendet. Mit ihnen werden zum Beispiel Oberflächendaten gespeichert, es entsteht ein 3D-Relief und die Farben des Werkes werden erfasst.
Das Bild, das auf diese Art und Weise im digitalen Raum entsteht, wird zum Schluss als analoges Werk ausgedruckt. Es ist damit ein Werk zwischen digitaler und analoger Welt.
In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit Saskia Trebing vom Monopol-Magazin. Sie hat die Künstlerin Tschabalala Self in Finnland getroffen. Dort zeigt das Espoo Museum of Modern Art noch bis zum 4. Mai 2024 ihre Ausstellung „Tschabalala Self: Around the Way“.
Außerdem spricht sie mit Kathleen Rahn, Direktorin des Marta Herford Museums, und Benedikt Fahrnschon, Kurator an der Kunsthalle Bielefeld. Sie haben die gemeinsame Ausstellung „Zwischen Pixel und Pigment — Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten“ konzipiert, die noch bis zum 10. November 2024 in der Kunsthalle Bielefeld und im Marta Herford zu sehen ist.