Album der Woche | Tycho – Weather

Jetzt neu mit Gesang

Seit Anfang der 2000er hat sich Scott Hansen alias Tycho mit seinen veträumten Downtempo-Tracks einen Namen gemacht. Auf seinem fünften Album „Weather“ öffnet Tycho seine Klangwelten erstmals für Gesang und Lyrics und verleiht ihnen so eine ganz neue Dimension von Wärme und Leben.

Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10


Im letzten Jahr hätte er zum ersten Mal seit Beginn seiner Karriere wieder Zeit gehabt, sich genau zu überlegen, wohin die musikalische Reise als nächstes gehen soll, sagte Scott Hansen alias Tycho in einem Interview. Nach vielen engen Album-Tour-Album-Tour-Zyklen hat er 2018 hauptsächlich zu Hause in San Francisco verbracht und dort an Tracks für sein neues Album Weather gearbeitet. Und das passierte auf eine viel organischere, intuitivere Art als bei den letzten Alben. So klingt auch der erstmals eingebundene Gesang organisch und als wäre schon immer Teil von Tycho-Tracks gewesen.

Vom Soloprojekt zur Live-Band

In den letzten 13 Jahren hat sich Tycho hat von einem Solo-Teilzeitprojekt des Grafikers Hansen zu einer äußerst erfolgreichen und weltweit tourenden Liveband entwickelt. Das letzte Album Epoch war sogar für einen Grammy nominiert. Seine langjährigen Mitstreiter Bassist Zac Brown und Schlagzeuger Rory O’Connor waren auch an der Entstehung des neuen Albums beteiligt. Hinzu kommen die schon erwähnten Vocals, die von Hannah Cotrell beigesteuert werden – einer 22-jährige Sängerin, die unter dem Namen Saint Sinner auftritt.

Die Musik verbindet Ibizia-Sounds, Chillwave und Elektropop. Der ätherisch gehauchte Gesang Cotrells fügt sich einerseits nahtlos ein in die Klanglandschaften aus Synthie-Wolken, verhallten Flöten, groovenden Bässen, knarzenden und knisternden Samples. Ihre gläsern-zerbrechlich wirkende Stimme singt von Sehnsucht und Veränderungen. Und auch mal von einer Dreiecksbeziehung mit einem Mann und einer Frau, die sie vor einiger hatte. Der Gesang vermittelt Intimität in den mitunter abstrakt wabernden und fließenden Szenerien und er unterstreicht die poppige Seite von Hansens Musik.

No stress

Die Tracks auf Weather verbreiten mal eine leicht melancholische, mal zurückhaltend euphorische Stimmung. Sich in Tagträumen verlieren funktioniert mit „Weather“ trotz Gesang, aber manchmal lohnt auch Hinhören. Denn in dem Song No stress gibt es den richtigen und wichtigen Hinweis: „‘Cause we’re too young / some of us already gone / feel the rain and the sunshine / no stress, no stress.“

Sich entspannt aus der Komfortzone rauszubewegen, hat sich für Tycho gelohnt. Mit Weather erweitert er seinen Sound, ohne sich dabei zu sehr zu verbiegen.

Redaktion