Musikvideo der Woche | Kendrick Lamar – Humble

Aufforderung zur Bescheidenheit

Kendrick Lamars „Humble“ erzählt vom Aufstieg und Umgang mit dem Ruhm. Das Video verbindet Lyrics und Bilder zu einem Gesamtkunstwerk – und wurde dafür sogar ausgezeichnet. Was es ausmacht, erzählt Maurice Gajda hier.

Kendrick Lamar, der bescheidene Rapper

Wenn Kendrick Lamar Dollarscheine mit einer Geldpistole durch die Gegend schießt, macht er das auf eine bescheidene Weise. Wenn er mit Freunden bei einer Inszenierung des letzten Abendmahls auf Jesus‘ Platz sitzt ebenso. Mit „Be humble“– sei bescheiden – richtet sich der „größte lebende Rapper„, wie ihn das Rolling Stone Magazin bezeichnet, in seinem Lied „Humble“ immer wieder an sich selbst.

Das Video zum Song wurde bei den MTV Video Music Awards diese Woche zum besten Clip gekürt. Dabei wurde auch zum ersten Mal ein Preis in der Kategorie „Bester Kampf gegen das System“ vergeben, von MTV wohlgemerkt.

Gegen den Größenwahn

Produziert hat das Video Dave Meyers, der unter anderem den Hip-Hop-Klassiker „Work it“ von Missy Elliot visualisiert hat. In „Humble“, einer Auskopplung aus seinem vierten Album „Damn„, erscheint Kendrick Lamar zunächst in einer Papstrobe, liegt danach auf einem Tisch, an dem leicht bekleidete Frauen sitzen und sein Geld zählen. „Setz dich, sei bescheiden“, weist er sich dann im Refrain wieder selbst zurecht. Dabei wird im Video alles durch verschiedene Kameraeinstellungen ausdrucksstark inszeniert.

Du könntest theoretisch aus jeder Szene eine Bild nehmen, auf eine Leinwand drucken und in eine Galerie hängen. – Maurice Gajda

Im Spannungsverhältnis zwischen Größenwahn und Bescheidenheit greift Lamar auch wieder sein zentrales Thema auf: die Beziehung zwischen weißer und schwarzer Bevölkerung in den USA. Aber dieses Mal verknüpft er es unter anderem mit Schönheitsstandards, unter denen seiner Meinung nach vor allem Schwarze leiden.

Natürlichkeit vs. Photoshop

In einer Szene steht er dicht gedrängt neben anderen Schwarzen, die im Gegensatz zu ihm eine Glatze haben. Dazu fordert er rappend das krause Haar und die Afrofrisur zurück, derer sich viele Schwarze entledigen oder sie mit Haarverlängerungen verbergen – auch aufgrund von sozialem Druck. In einer einderen einstellung plädiert Lamar dann wieder für die Natürlichkeit im Photoshop-Zeitalter. Und das in einem sonst auf Hochglanz polierten Video.

Maurice Gajda erklärt detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt, was er an dem Video so besonders findet.

So was würde ein deutscher Künstler gar nicht produzieren können, weil er die Mittel dafür gar nicht hat.Maurice Gajda 

Redaktion: Ferdinand Moeck


Musikvideo der Woche: Kendrick Lamar mit „Humble“

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