Saitenwechsel: Anton Bruckner – 4. Sinfonie

Die Romantische

Für gewöhnlich gilt ein künstlerisches Werk als vollendet, wenn der Künstler damit zufrieden ist. Was aber, wenn er diesen Punkt nie erreicht? Wenn er ständig nachbessern will? Anton Bruckner geht es so mit seiner 4. Sinfonie. Dabei ist „Die Romantische“ eins seiner zugänglichsten Werke. Und damit perfekt für Einsteiger.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Wien in den 1870ern. Eigentlich läuft es gar nicht so schlecht für Anton Bruckner. Er hat eine Professur am Konservatorium und feiert als Organist große Erfolge. Er ist anerkannt in der Wiener Gesellschaft, auch wenn er als kauziger Sonderling gilt, der sich lieber in Bierkellern rumtreibt, als in den vornehmen Kaffeehäusern.

So richtig glücklich ist Bruckner aber nicht. Seine Sinfonien stoßen nicht gerade auf Gegenliebe. Mit der vierten Sinfonie soll sich das Blatt endlich zum Guten wenden. Damit das gelingt, geht er mit sich selbst hart ins Gericht. Er überarbeitet seine Kompositionen wieder und wieder, schreibt Jahre später einen ganzen Satz komplett neu.

Im Prinzip sind solche Werke immer in gewisser Weise unvollendet, weil der Künstler sich weiterentwickelt. Das geht uns ja genauso. Wenn man sich irgendwas von früher anhört oder liest, denkt man: Um Himmels Willen, das würde ich heute ganz anders machen.Ann-Katrin Zimmermann 

Zugänglichkeit in Dur

Bei allem Perfektionismus, Bruckners 4. Sinfonie – Beiname „Die Romantische“ – ist einsteigerfreundlich. Er komponiert sie in Es-Dur. Seine erste Sinfonie in Dur überhaupt. Damit ist sie eine von den optimistischeren und eben zugänglicheren Bruckner-Sinfonien.

Diese Musik ist voll von revolutionären Ideen. Die sind gar nicht mal besonders groß. Aber in fast jeder Sinfonie gibt es ein Novum. Sei es in den Harmonien oder in der Form. Und nebenbei gibt es wunderschöne Melodien.Andris Nelsons 

Welche kuriosen Blüten Bruckners Perfektionismus treibt, welche Parallelen es zu Wagner gibt und was „Die Romantische“ so romantisch macht, das ist unser Thema im Saitenwechsel.

Redaktion