+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++
Wir schreiben das Jahr 1884. Der österreichische Komponist Anton Bruckner feiert gerade seinen ersten richtig großen Erfolg. Die Uraufführung seiner siebten Sinfonie. Allerdings nicht in seiner Heimat, dem musikverliebten Wien, sondern im Gewandhaus zu Leipzig.
Mit dem Rückenwind der siebten macht sich Bruckner an die Arbeit zu seiner achten Sinfonie. Drei Jahre werkelt er daran. Im Herbst 1887 schreibt er einen euphorischen Brief an seinen Freund und Dirigenten Hermann Levi. Doch der gibt sich verhalten: Man müsse die Sinfonie noch mal gründlich überarbeiten.
Bierkeller statt Kaffehaus
Die anfängliche Euphorie Bruckners weicht Selbstzweifeln und Depression. Ein bekanntes Muster. Anderen vertraut er mehr als sich selbst. Überhaupt: Ist schon ein komischer Kauz, dieser Bruckner. Mit seinen Marotten passt gar nicht so recht ins Wiener Künstlerbild.
Bruckner ist immer massiv
Genau das gelingt Bruckner, als er die erste Fassung seiner neuen Sinfonie grundlegend überarbeitet. 1892 wird sie uraufgeführt. Und zwar dort, wo Bruckner am meisten polarisiert: in Wien. Seine achte Sinfonie ist wieder ein großer Erfolg. Noch heute steht sie regelmäßig auf den Spielplänen der Konzerthäuser.
Die achte ist Bruckners längste Sinfonie. Er selbst nennt sie „Mysterium“, andere sprechen von der „Apokalyptischen“. Doch was macht das Werk so mystisch? Zeit für einen Saitenwechsel.