Saitenwechsel | Emmy Rubensohn

Musik möglich machen

Sie beherrschte die Kunst, Menschen zusammenzubringen und Räume zu schaffen, in denen großartige Musik entstand: die Musikmäzenin Emmy Rubensohn. Was genau macht eine Mäzenin aus und was können wir heute noch von ihr lernen?

Genau wie heute brauchte es auch früher in der Musikgeschichte nicht nur die, die Musik komponieren und aufführen. Es brauchte auch Menschen, die ihr eine Plattform bieten. Genau das tat Emmy Rubensohn, Musikmäzenin im 20. Jahrhundert.

Emmy wird 1884 als Tochter einer jüdischen Unternehmerfamilie in Leipzig geboren. Sie bekommt Klavier- und Gesangsunterricht und besucht regelmäßig Konzerte des Gewandhausorchesters. Das geht aus einem erhaltenen Gästebuch hervor, in das sie auch Seiten aus einer Art Erinnerungsalbum eingefügt hat.

Ein offenes Haus für Künstler

Sie heiratet den Besitzer einer Jutespinnerei und zieht nach Kassel. Dort lebt das Ehepaar Rubensohn in einer Villa und führt einen Salon:

Man kann sagen, sie war auch eine Künstlerin, denn einen Salon zu führen, ist vielleicht auch ein performativer Akt.

Matthias Henke, Musikwissenschaftler

In ihrer Villa mit 14 Zimmern lädt Emmy Rubensohn immer wieder Künstler und Kreative ein, so auch den jungen Komponisten Ernst Krenek. Von 1925–27 lässt sie ihn kostenlos bei sich wohnen. Dort schreibt er eine Oper, die auf Anhieb eine der meistgespielten in der Weimarer Republik wird: „Jonny spielt auf„.

Engagiert im jüdischen Kulturbund

Wenige Jahre später wird die Oper von den Nazis verboten. Auch Emmy Rubensohn kommt als Jüdin in Bedrängnis, doch engagiert sie sich noch nach 1933 im Jüdischen Kulturbund. 1940 flieht sie mit ihrem Mann nach Shanghai und später in die USA.

Was Emmy Rubensohn als Mäzenin und Netzwerkerin ausmachte, darüber hat Eva Morlang in dieser Folge von Saitenwechsel mit dem Musikwissenschaftler Matthias Henke gesprochen.