Scott Matthew im Interview

Code-Wort Hoffnung

Nie wieder eine Herzschmerzplatte – das hatte sich der Australier Scott Matthew eigentlich vorgenommen nach seinem letzten Album. Und dann kam die nächste Lebens- und Liebeskrise und die beste Therapie war letztlich doch wieder, Songs darüber zu schreiben.

Manchmal braucht es ein krasses Erlebnis, einen Weckruf des Universums, damit man neu zu schätzen lernt, was man tut. So jedenfalls war es  für Scott Matthew, der nach seiner letzten Platte und Tour plötzlich zweifelte, ob er überhaupt weiter Musik machen wollte. Prompt verlor er seine Stimme.

Es war fast als hätte mir das Universum gesagt, ok, wenn du das nicht mehr machen willst, nehme ich es dir weg. Das hat mir unglaublich Angst gemacht. Als meine Stimme wiederkam, habe ich mir geschworen, nie wieder für dieses Talent undankbar zu sein.

Eine kleine Sound-Revolution

Mit wiedergefundener Stimme und neuer Dankbarkeit entstanden dann die Songs für das neue Album „This here defeat“. Die streng puristische Auffassung davon, wie seine Musik sich anhören soll, hat Scott Matthew für diese Platte ein stückweit losgelassen. Die E-Gitarre zum Beispiel ist neu im Repertoire, nicht alles musste mehr akustisch und klanglich total reduziert sein, so wie man das bisher von ihm kannte.

Die neue Platte bewegt sich ein bisschen weg von dem, was ich davor gemacht habe. Ich habe meine eigenen Regeln aufgeweicht: ich war ja immer ein Purist, wenn es um Instrumente ging, alles musste echt und akustisch sein. Dieses Mal wollte ich, dass sich der Sound weiter entwickelt.

Selbst wenn am Ende der kleinen Sound-Revolution bei Scott Matthew doch die Erkenntnis steht, dass alles schon ganz gut so ist, wie es ist – es kostet ja schließlich auch Mut, bei etwas zu bleiben, wenn alles um einen herum Veränderung fordert.

Herzschmerz, here we go again

Immerhin stellt Scott Matthew den therapeutischen Effekt des Songschreibens nun nicht mehr in Frage – er hat sich damit ausgesöhnt, dass eine wichtige Inspirationsquelle für seine Lieder eben doch immer die schmerzhaften Erfahrungen seines Lebens sind.

Ich bin ja nicht der einzige Mensch auf der Welt, der Liebeskummer hat. Ich habe mich damit abgefunden, dass das Thema bei mir ist – und es ist ok, daraus Musik zu machen.  Wenn es ans Songschreiben geht, lande ich doch immer wieder auf der eher melancholischen Seite. Ich habe es aufgegeben, das analysieren zu wolllen. Melancholie hat einfach etwas sehr Schönes – und außerdem hilft sie mir.

Und deshalb ist auch „This here defeat“  einmal mehr eine Platte geworden, die vom Wiederaufstehen nach dem Hinfallen erzählt, vom Weitermachen nach einer Enttäuschung. Wenn man so will ist „Hoffnung“ das Code-Wort, das sich bei Scott Matthew immer wieder in die Texte einschleicht, wie melancholisch sie sonst auch sind. Songzeilen wie „Here we go again“ sind auf diesem Album also nicht Ausdruck von Resignation, sondern eher ein Versprechen: Es geht weiter, in der Liebe und in der Musik.

Redaktion