Erdoğan bei Papst Franziskus

Treffen mit Symbolcharakter?

Der türkische Präsident Erdoğan hat heute Papst Franziskus im Vatikan besucht. Für den Vatikan gehört so eine Audienz zum ganz normalen Tagesgeschäft – dennoch hat das heutige Treffen einen besonderen Symbolcharakter.

Wiedersehen nach drei Jahren

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Papst Franziskus kannten sich bereits vorher persönlich. Seit dem letzten Treffen 2014 hat es durchaus Reibungspunkte zwischen den beiden gegeben. Im Vatikan sind sich die beiden allerdings noch nie begegnet. Seit 59 Jahren hat überhaupt kein türkisches Staatsoberhaupt den kleinsten Staat der Welt besucht – bis heute. Kein Wunder, dass das Treffen viel Aufmerksamkeit erregt. In Anbetracht der langen Zeitspanne fragt man sich automatisch: Wie kam es jetzt dazu?

Warum Jetzt?

Die Antwort ist denkbar einfach. Erdoğan hat den Papst angerufen, die beiden haben sich getroffen.

Der Papst würde auch Kim Jong-Un morgen früh im Vatikan empfangen, wenn er um eine Audienz bitten würde, genauso wie Herrn Steinmeier. – Stefan von Kempis, Vatican News

Dass Erdoğan genau jetzt zum Hörer greift und den Papst um eine Audienz bittet, hängt mit dessen Haltung in der Jerusalem-Frage zusammen.

Mein starker Eindruck ist, dass der türkische Präsident mit einem Mal den Papst als Verbündeten entdeckt hat in der Jerusalem-Frage. – Stefan von Kempis

Keine große Sache

So weit, so normal. Der viel beachtete Friedensengel, den Papst Franziskus dem türkischen Präsidenten geschenkt hat, gehört ebenso zum Standardprogramm wie das vorformulierte Statement des Sekretariats über die Gesprächsthemen. Interne Details aber werden selten herausgegeben.

Ob man trotzdem etwas aus dem Treffen erfahren hat und wieso das Aufeinandertreffen vor allem auch symbolischen Charakter hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Stefan von Kempis gesprochen. Er arbeitet im Bereich „Aktuelles und Nachrichten“ für Vatican News.

Es ist nicht so, dass der Vatikan sich hinsetzt und strategisch überlegt, wen müssten wir jetzt empfangen oder was wäre jetzt auf der Tagesordnung, sondern: Wer sich anmeldet, wird empfangen.Stefan von Kempis 

Redaktion: Sophia Spyropoulos

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