Zurück zum Thema | Clankriminalität

„Der Begriff ‚Clankriminalität‘ ist zutiefst rassistisch“

Wie verwenden Medien, Justiz, Polizei und Rapszene eigentlich den Begriff „Clankriminalität“? Und was macht er mit Betroffenen?

Der Begriff „Clankriminalität“ nimmt Menschen in Sippenhaft

Abou-Chaker, Miri oder Remmo: Diese Familiennamen habt ihr wahrscheinlich schon mal im Zusammenhang mit dem Begriff „Clankriminalität“ gehört. Gemessen an der tatsächlichen Zahl der Straftaten, die die Polizei mit sogenannten „Clans“ in Verbindung bringt, berichten Medien übermäßig viel über die Gefahr, die von ihnen ausgehen soll.

Das Thema „Clankriminalität“ zieht. Dabei nimmt es Menschen aus arabischen oder kurdischen Großfamilien in Sippenhaft und stigmatisiert und kriminalisiert sie. Der neue Sammelband „Generalverdacht. Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird“, erschienen in der Edition Nautilus, nimmt den Begriff nun wissenschaftlich auseinander.

Die Frage ist, ob der Begriff ‚Clankriminalität‘ überhaupt irgendeine Relevanz besitzt. Dafür wird er aber sehr gezielt verwendet, um bestimmte Politiken voranzubringen, zum Beispiel, um Abschiebungen salonfähig zu machen und gegen Migrantinnen und Migranten zu hetzen.

Jorinde Schulz, Mitherausgeberin und im Vorstand der Berliner LINKEN

Foto: detektor.fm

Hunderttausende unter Generalverdacht

„Clankriminalität“ — für die Herausgeberinnen und Herausgeber des Sammelbands ist dieser Begriff „eine rassistische Erzählung, die einen Generalverdacht gegen hunderttausende Menschen etabliert“. Im Buch analysieren 24 Autorinnen und Autoren in fünf Kapiteln den Begriff aus unterschiedlichen Perspektiven: Es geht um seine Verwendung in den Medien, in der Polizeiarbeit, in der Justiz — aber auch im Deutschrap. Eine der Herausgeberinnen ist Jorinde Schulz. Sie beschäftigt sich seit 2018 mit den Akteuren und den Auswirkungen der rassistischen Clan-Debatte und ist Mitgründerin der Initiative „Kein Generalverdacht“. Sie arbeitet und publiziert zu Privatisierungslogiken und autoritären Tendenzen im Neoliberalismus. Außerdem ist sie im Landesvorstand der Berliner LINKEN.

All diese Menschen werden im Grunde durch die Verwendung des Begriffs stigmatisiert, bekommen dadurch Probleme auf dem Wohnungsmarkt, bei der Arbeitssuche, sind Racial Profiling ausgesetzt und vieles mehr.

Jorinde Schulz

 detektor.fm-Moderatorin Alea Rentmeister hat auf der Leipziger Buchmesse für „Zurück zum Thema“ mit Jorinde Schulz über den Sammelband gesprochen.

Alle Gespräche von der Leipziger Buchmesse zum Nachhören findet ihr hier.

Redaktion