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Was bedeuten die Kämpfe im Sudan für die Zivilbevölkerung?

Der brutale Machtkampf zwischen regulären Streitkräften und paramilitärischen Einheiten im Sudan dauert an. Was bedeuten die Gefechte für die Zivilbevölkerung?

Anhaltende Kämpfe im Sudan

Seit Tagen toben im Sudan schwere Gefechte zwischen regulären sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Eine für gestern vereinbarte Waffenruhe wurde nicht eingehalten. Die Vereinten Nationen haben bisher 270 Tote bestätigt, darunter sind viele Zivilistinnen und Zivilisten. Mehr als tausend Menschen wurden im Zuge der Kämpfe verletzt. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die tatsächlichen Opferzahlen noch höher liegen. Ein Großteil der Menschen im Sudan lebt in Armut, die medizinische Versorgungslage im Land ist schlecht. Dazu kommt, dass im Zuge der Gefechte auch Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen zerstört wurden.

Wir sind extrem erschöpft, wir schlafen nicht gut. Ich bin hier noch mit mehreren Freunden und deren Kindern. Wir sind sozusagen seit fünf Tagen in den gleichen Kleidungsstücken, aber zumindest sind wir halbwegs in Sicherheit.

Katharina von Schroeder, Mitarbeiterin von Save the Children in Khartum

Foto: privat

Unsichere politische Lage

Seit Jahren ist die politische Situation im Sudan von Unsicherheit geprägt. 2019 beendete eine breite Protestbewegung die jahrzehntelange Herrschaft des Diktators Omar al-Bashir. Allerdings wurde die darauffolgende Demokratisierungsbewegung kurz darauf von einem Putsch wieder beendet. Hinter dem Putsch standen General Abdel Fattah al-Burhan, Befehlshaber des regulären Militärs, und General Mohammed Hamdan Daglo, der den paramilitärischen RSF vorsteht. Seitdem wird das Land von einem Übergangsrat kontrolliert, an dessen Spitze die beiden Militärs stehen. Nun stehen sich diese Generäle als Konfliktparteien gegenüber. Beobachter haben wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende der Konflikte.

Ich glaube, die Chance auf einen demokratischen Wandel tendiert derzeit gegen null.

Tobias Simon, Journalist

Foto: privat

Wie sieht die Situation vor Ort aus und was bedeuten die aktuellen Kämpfe für die Zivilbevölkerung? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Nina Potzel mit Katharina von Schroeder. Die Mitarbeiterin von Save the Children lebt und arbeitet im Sudan. Momentan harrt sie mit anderen in einer Schule in Khartum aus. Die Hintergründe des Konflikts erklärt der Journalist und Sudan-Experte Tobias Simon.