Zypern: Verhandlungen wieder aufgenommen

Wiedervereinigung doch möglich?

Die Verhandlungen zur Wiedervereinigung des griechischen Südens und des türkischen Nordens von Zypern dauern bereits über ein Jahr. Nachdem die Gespräche zuletzt im November 2016 gescheitert sind, gibt es nun einen neuen Anlauf. Der Deal hängt wohl vor allem an der Rolle der Türkei.

Zypern: Über 40 Jahre geteilt

Vor über 40 Jahren hat ein Putsch die Insel Zypern in zwei Zonen geteilt. Generäle des griechischen Militärs hatten 1974 mithilfe griechisch-zypriotischer Soldaten die Kontrolle über die Mittelmeerinsel übernommen. Daraufhin hat die Türkei wenige Tage später ihre eigenen Truppen entsandt und den Norden Zyperns besetzt.

Seither leben türkische Zyprioten auf dem nördlichen und griechische Zyprioten auf dem größeren südlichen Teil der Insel. Neben den griechischen und türkischen Gebieten befinden sich drei Militärbasen der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien auf Zypern.

Die Republik Zypern im Süden der Insel wird international als souveräner Staat anerkannt und ist Teil der Europäischen Union. Der nördliche türkische Teil wird lediglich von der Türkei anerkannt. Im Laufe der Jahre hat es immer wieder teils militärische Konflikte gegeben. Beide Seiten provozierten einander. Um die Situation zu beruhigen, installierte die UN eine Pufferzone entlang der Grenze.

Phase der Annäherung

Seit der Spaltung hat es mehrere Versuche gegeben, Zypern wieder zu vereinen. Der letzte scheiterte allerdings im Jahr 2004 im Zuge eines Referendums am „Nein“ der griechischen Bevölkerung. In den vergangenen Jahren konnten sich beide Seiten immerhin dazu durchringen, mehrere Grenzübergänge zu öffnen. Da das beiden Parteien aber nicht genügte, hat man die Verhandlungen zur Wiedervereinigung wieder aufgenommen. Seit über einem Jahr arbeiten und verhandeln Vertreter an einer Lösung, mit der alle Beteiligten Leben können.

Ziel ist ein föderaler Staat mit zwei politisch gleichberichtigten Bundesstaaten. Im November vergangenen Jahres herrschte dann allerdings wieder Ernüchterung: Denn die Vertreter um Nikos Anastasiades, Präsident der Republik Zypern, und sein türkisch-zypriotischer Amtskollege Mustafa Akinci konnten sich in den entscheidenden Streitpunkten nicht einigen.

Türkei als Zünglein an der Waage

In Genf setzen sich die beiden Seiten nun doch wieder für drei Tage gemeinsam an den Tisch und suchen einen Kompromiss. Dabei geht es vor allem um zwei zentrale Fragen: Wird der zukünftige griechische Bundesstaat Gebiete zurückbekommen? Und: Darf die Türkei weiter als Garantiestaat für einen türkisch-zypriotischen Bundesstaat bürgen oder muss sie ihre Truppen abziehen?

Über 60 Prozent der Bevölkerung im Norden und im Süden sind bereit, über eine Wiedervereinigung nachzudenken. – Ioannis Grigoriadis

Inwieweit sich die Beteiligten seit November zusammengerauft haben und ob sie dieses Mal zu einem Konsens kommen, ist unklar. Die Positionen scheinen sich seit November nicht wesentlich bewegt zu haben. Für den Fall, dass man sich auf ein Abkommen einigt, muss zusätzlich in beiden Teilen noch die Bevölkerung darüber abstimmen. Bis zur Wiedervereinigung ist es also noch ein weiter Weg.

Ioannis Grigoriadis ist dennoch vorsichtig optimistisch, dass das klappen kann. Im Gespäch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel erklärt er, warum der ganze Deal so kompliziert ist und wie der Weg zu einer Lösung aussehen kann.

Das Argument der Türkei ist: Die türkische Armee muss bleiben, weil es ein Sicherheitsproblem für die türkischen Zyprioten gibt.Ioannis Grigoriadis 

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