Forschungsquartett | Das Anthropozän

Ein Fluss im neuen Zeitalter

Der Mensch hat die Erde maßgeblich beeinflusst. Er hat Infrastrukturen gebaut, die Natur verändert und vor allem die Erde aus dem Gleichgewicht gebracht. Für die Erde hat ein neues Zeitalter begonnen: Das Anthropozän.

Von Holozän zu Anthropozän

Offiziell befinden wir uns gerade in der Erdepoche des Holozäns. Das Holozän beschreibt die Zeit nach der Eiszeit, in der sich die Erde wieder erwärmt. Damit gehen Vegetation und entsprechend stabiles Klima einher. Für viele Forscher*innen ist diese Epoche jedoch nicht mehr zeitgemäß.

Der Mensch hat über die Jahre den Planeten verändert und ihn sich zu eigen gemacht. Er hat Bäume gefällt, Infrastrukturen erbaut, die Landwirtschaft geprägt – vor allem aber hat er das Ökosystem aus dem Gleichgewicht gebracht. Nun muss er die Konsequenzen tragen. Um mit den Problemen unserer Zeit angemessen umzugehen, muss eine neue Erdepoche ausgerufen werden: Das Anthropozän.

Der Mississippi – ein anthropozäner Fluss

Im Anthropozän ist der Mensch einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Umwelt. Welche Ausmaße das annehmen kann, lässt sich besonders am Mississippi River beobachten. Der Fluss gilt als Herzstück der USA, er durchfließt 10 US-Staaten. Aufgrund der Lage wurde er zugunsten des Exports zu einer Art Autobahn umgewandelt. Die Transportmöglichkeiten haben über die Jahre vor allem petrochemische Unternehmen angelockt. Das hat jedoch schwerwiegende Konsequenzen für die Bewohner rund um den Mississippi.

Das Gebiet zwischen Baton Rouge und New Orleans, das wesentlich durch Petrochemie definiert ist, wird in den USA auch als Cancer Valley bezeichnet.

Bernd Scherer

Foto: Willie Schumann

Der Mississippi ist nur eins von vielen Beispielen, in denen das Anthropozän zum Vorschein kommt. Warum es deswegen umso wichtiger ist, die Epoche nun auch ganz offiziell auszurufen, und wie darüber entschieden wird, hat detektor.fm-Redakteurin Lena Jansen mit Bernd Scherer besprochen. Er ist Intendant des Hauses der Kulturen der Welt. Im Forschungsquartett mit detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde, erzählt sie davon.