Forschungsquartett | Mikroplastik

Wie schafft es Mikroplastik bis in die Arktis?

Überall auf der Welt finden Forschende Mikroplastik — sogar in der Arktis. Wie können sich die Plastikpartikel so weit verbreiten?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Ob Kugel oder Faser: Die Form von Mikroplastik zählt

Verpackungen, technische Geräte, Kleidung — Kunststoffe sind überall um uns herum. Auch an Orten, die von Menschen kaum berührt werden, finden Forschende kleinste Plastikpartikel. Aber wie gelangt das Mikroplastik selbst an die entlegensten Orte der Erde? Die Erklärung der Forschenden: Über den atmosphärischen Transport kann Mikroplastik sehr weite Strecken zurücklegen, sogar bis in die Arktis. Entscheidend dabei ist die Form der Plastikpartikel.

Plastic particles shaped like a fiber can go much longer in the atmosphere than the spherical balls.

Dr. Mohsen Bagheri, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation

Foto: Mohsen Bagheri

Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation und der Universität Wien hat nun ein präzises Transportmodell entwickelt und in einer Studie gezeigt: Kugelförmige Partikel setzen sich relativ schnell ab und werden deshalb nicht so weit transportiert. Anders geformte Partikel bleiben aber viel länger in der Atmosphäre und legen deshalb viel weitere Wege zurück — Mikroplastik-Fasern zum Beispiel. Das ist auch der Grund, weshalb die Plastikfasern sogar die Arktis erreichen.

We found that there is no safe place for you to hide from microplastics, no place on earth where I would not be affected by microplastics. These particles get everywhere. And it’s hard to contain them.

Dr. Mohsen Bagheri

Plastikpartikel könnten sogar Stratosphäre erreichen

Das Forschungsteam hat auch gezeigt, dass Plastikfasern im Vergleich zu kugelförmigen Partikeln nicht nur weitere Entfernungen zurücklegen, sondern auch höher in der Atmosphäre transportiert werden. Dass sie es sogar bis in die Stratosphäre schaffen könnten, ist zwar nicht bewiesen, wird aber als Hypothese von den Forschenden auch nicht ausgeschlossen. Das hätte schwerwiegende Konsequenzen für die Ozonschicht und somit auch für die Umwelt.

Über die Ergebnisse der Studie und mögliche Wege, um die Mikroplastikverschmutzung zu reduzieren, sprechen detektor.fm-Redakteurin Astrid Jurquet und detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat im „Forschungsquartett“. Wissenschaftliche Fragen zum Thema beantwortet Dr. Mohsen Bagheri. Er ist Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen.

Redaktion