Mission Energiewende | Konsumevents

Künstliche Kaufanreize, Millionen Klicks und Paketrekorde

Singles Day, Black Friday, Black Week, Cyber Monday, Travel Tuesday: Im vergangenen Jahr haben unter anderem solche Konsumevents dafür gesorgt, dass DHL erstmals 12 Millionen Pakete sortiert hat — an einem einzigen Tag. Wie beeinflussen Konsumevents unser Kaufverhalten?

Konsumevents setzen künstliche Kaufanreize

Konsumevents wie der Singles Day, der Black Friday und die Black Week sorgen in Deutschland für Rekorde, wenn es um die Zahl der Pakete geht, die im November und der Vorweihnachtszeit verschickt werden. Zum einen würden viele Menschen gezielt auf Rabatte warten, um Käufe zu tätigen, die schon länger anstehen, sagt Moritz Jäger-Roschko von Greenpeace. Zum anderen würden diese Events genutzt, um künstliche Kaufanreize zu setzen. Gerade die Fast Fashion Industrie lebe davon, dass vor allem junge Menschen glauben, sie bräuchten die neuesten Trends im Kleiderschrank:

Ich glaube, dass diese großen Konzerne, sei es Amazon, Shein, Adidas, Nike, dass die wirklich genau verstanden haben, wie sie uns manipulieren, wie sie uns dazu bringen können, immer mehr zu kaufen, immer mehr Geld auszugeben, damit halt deren Geschäftsmodell von ‚immer weiter wachsen‘ funktionieren kann.

Moritz Jäger-Roschko, Wirtschaftsingenieur bei Greenpeace

Lucas Wahl/Greenpeace

Während Fast Fashion Anbieter etwa eine Mikrosaison pro Woche veröffentlichten, würden Ultrafast Fashion Anbieter wie Shein oder Temu tausende neue Designs an einem Tag herausbringen und diese mit aggressivem Marketing bewerben.

Retouren spielen große Rolle bei Paketflut

Seit dem Jahr 2000 habe sich die Bekleidungsproduktion verdreifacht — die Bekleidungsindustrie produziere jedes Jahr 180 Milliarden Kleidungsstücke und damit mehr Kleidung, als die gesamte Menschheit tragen können wird. Laut DHL stammt ein Großteil der Sendungen im Päckchen-Rekord von Bekleidungs-Anbietern:

Vor ein paar Wochen haben wir einen Vortrag vom Zoll gehört. Die Zahlen aus letztem Jahr sagen, dass jeden Tag ungefähr 400.000 Sendungen unter der 150-Euro-Zoll-Grenze in Deutschland ankommen. Und die erwarten, dass sich diese Paketflut über Shein und Temu dieses Jahr einfach nochmal verdoppelt.

Moritz Jäger-Roschko, Greenpeace

In Europa würden aktuell bis zu 40 Prozent der retournierten Textilien vernichtet. Im Sommer 2026 werde es eine EU-Regulierung geben, die es dann großen Unternehmen verbietet, Neuware — zunächst betrifft das Kleidung und Schuhe — zu vernichten.

In der aktuellen Folge von  „Mission Energiewende“ spricht Host Ina Lebedjew mit Moritz Jäger-Roschko, er ist Wirtschaftsingenieur und arbeitet im Konsumwende-Team von Greenpeace, aktuell mit den Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft und Plastik.

Redaktion