Scheinwissenschaftliche Fachzeitschriften

Von Schein und Sein

Scheinwissenschaftliche Fachzeitschriften sind nur schwer von seriösen zu unterscheiden. Das ist tausenden Wissenschaftlern zum Verhängnis geworden und schadet der Glaubwürdigkeit seriöser Forschung.

Ein Rechercheprojekt von NDR, WDR, Deutschlandfunk, der Süddeutschen Zeitung und zahlreichen internationalen Medien hat offengelegt, dass mehr als 5.000 deutsche Wissenschaftler in scheinwissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert haben.

Das Prinzip in der Wissenschaft lautet „publish or perish“, also veröffentliche oder gehe unter. Dieser Veröffentlichungsdruck ist enorm und da ist Deutschland keine Ausnahme. – Till Krause, Redakteur des SZ-Magazins

Fachzeitschriften als Geschäft

Sogenannte Raubverleger verdienen ihr Geld mit dem Publikationsdruck in der Welt der Wissenschaft. Denn wer sich als Wissenschaftler einen Namen machen möchte, der muss viel publizieren und viel bezahlen. Viele Zeitschriften verlangen nicht wenig, damit diese wissenschaftliche Arbeiten prüfen und dann veröffentlichen. Leider sind auf den ersten Blick scheinwissenschafltiche Fachzeitschriften nur schwer von seriösen zu unterscheiden. Ein fataler Unterschied: Sie prüfen die Inhalte der Artikel, die sie veröffentlichen, nicht.

Wir konnten dort Studien unterbringen, die wirklich hanebüchenen Unsinn verbreitet haben und teils sogar von einem Zufallsgenerator erzeugt wurden. Die gingen bei diesen Verlegern im großen Stil problemlos durch. – Till Krause

Und nicht nur Wissenschaftler, auch Andere dürfen gegen Geld darin publizieren. So können zum Beispiel auch Pharmakonzerne ihre Medikamente bewerben. Indirekt profitieren sie dann vom Ruf der tatsächlich seriösen Wissenschaftler, die ihre Arbeiten in denselben Zeitschriften veröffentlichen.

Misstrauen gegenüber seriöser Wissenschaft

Die Scham ist groß unter den Wissenschaftlern. Einige haben nicht gemerkt, dass mit ihren Verlagen etwas nicht stimmt. Andere haben einfach geschwiegen. Doch das hat fatale Folgen: das Vertrauen in wirklich seriöse Wissenschaft wird dadurch geschädigt, die Wissenschaftler schaden damit also auch sich selbst.

Über das verheerende Geschäft von Raubverlegern und Wissenschaftlern hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Till Krause gesprochen. Er ist Teil des internationalen Teams, das über die scheinwissenschaftlichen Fachzeitschriften recherchiert hat und schreibt für das Magazin der Süddeutschen Zeitung.

Wenn Forscher sich so leicht täuschen lassen und ihre Forschung zwischen Klimawandelleugnern, Verschwörungstheoretikern und Quacksalbern erscheint, ist das natürlich ein riesen Problem.Till Krause 

Redaktion: Berit Ström

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