Zurück zum Thema | Gender-Data-Gap und Covid

Wie lückenhaft ist die Corona-Forschung?

In der Vergangenheit hat die medizinische Forschung biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern meist ignoriert. Auch im Umgang mit Covid existiert der sogenannte Gender-Data-Gap. Wie groß sind die Wissenslücken – und was bedeuten sie für die Qualität von Impfstoffen und Medikamenten?

Covid trifft nicht alle gleich

Rund eineinhalb Jahre nach Pandemieausbruch gibt es tausende Studien rund um Covid-19. Man weiß inzwischen, dass es sich auf den weiblichen Körper zum Teil anders auswirkt als auf den männlichen. Dennoch schenkt die Virus-Forschung diesen Unterschieden kaum Beachtung.

Diese Erkenntnis hat eine Meta-Studie der Universitäten Bielefeld und Nijmegen zutage gefördert: Sabine Oertelt-Prigione und ihre Kollegen haben sich über 4 500 Corona-Studien angeschaut und festgestellt, dass die allermeisten kaum zwischen Männern und Frauen differenzieren. Die dadurch entstandene Gender-Data-Gap kann gravierende Folgen haben. Etwa wenn es um die Entwicklung von Covid-Impfstoffen oder -medikamenten geht.

Geschlechterunterschiede nicht ausreichend erforscht

Das sorgt für Verunsicherung: Schützen die Vakzine beide Geschlechter gleichermaßen? Wurden mögliche Nebenwirkungen bei Frauen genauso gründlich geprüft wie bei Männern? Die Meta-Analyse hilft nicht nur dabei, diese Fragen rund um Covid zu beantworten.

Die Studie wirft auch ein Schlaglicht auf die Gender-Data-Gap insgesamt: So kämpfen engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit Jahren dafür, beiden Geschlechtern und ihren spezifischen körperlichen Merkmalen in der Forschung gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken. Gibt es hier Fortschritte – oder bleibt die Medizin auf dem weiblichen Auge blind?

Gendersensible Medizin ist zwar bekannter geworden und findet immer mehr Zuspruch, aber es ist definitiv noch nicht der Mainstream.

Sabine Oertelt-Prigione, Hauptautorin der Covid-Metastudie

Foto: Uni Bielefeld

Wie steht es um die Gender-Data-Gap in der Corona-Forschung und darüber hinaus? Darüber hat detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit der Hauptautorin der Studie Sabine Oertelt-Prigione gesprochen.