Nach der Kohle | Folge 3

Pödelwitz for Future

Im sächsischen Pödelwitz haben Einwohner und Einwohnerinnen jahrelang dafür gekämpft, dass ihr Dorf nicht abgebaggert wird — mit Erfolg. Für Pödelwitz gibt es große Pläne, doch der Ort an der Tagebaukante ist so gut wie verlassen.

An manchen Tagen wird es in Pödelwitz wieder lebendig. Dann tagt im Bürgerhaus eine Gruppe zu Konzepten, im Reparaturcafé werden alte Gegenstände gerettet und an warmen Tagen gibt es im Kräutergarten einen Einsatz. Pödelwitz ist ein kleiner Ortsteil der Stadt Groitzsch im Landkreis Leipzig und liegt direkt an der Tagebaukante, wenige hundert Meter vom Tagebau „Vereinigtes Schleenhain“ entfernt. Hier gibt es einen Dorfplatz mit großen Kastanienbäumen, eine Bushaltestelle, beschauliche Fachwerkhäuser und Bauernhöfe.

Pödelwitz: Symbol des Widerstands

Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner haben Pödelwitz verlassen. Das Dorf sollte einem Tagebau weichen. Aber nicht alle wollten gehen. 13 Jahre lang haben einige Bewohnerinnen und Bewohner dafür gekämpft, dass ihr Dorf nicht abgebaggert wird — darunter auch Jens Hausner.

Wir sind Einwohner des Ortes, wir kämpfen jetzt dafür, dass dieser Ort erhalten bleibt. Das war am Anfang eigentlich mehr ein privates Interesse an diesem Ort und an unserer Heimat.

Jens Hausner

Jens Hausner und Franzi Knauer in Pödelwitz. Foto: Joana Voss

Das kleine Pödelwitz wird zum Symbol des Widerstands: gegen die Braunkohle und für das Klima. 2018 und 2019 finden hier Klimacamps statt, tausende Klimaaktivistinnen und -aktivisten demonstrieren für den Erhalt von Pödelwitz — mit Erfolg. 2021 teilt das sächsische Wirtschaftsministerium mit, dass das Bergbauunternehmen Mibrag die Kohle unter dem Dorf nicht abbauen wird.

Der Traum vom Öko-Modelldorf

Statt von einem Tagebauloch träumen die Leute nun von Pödelwitz als Öko-Modelldorf. Franzi Knauer ist im Vorstand des Vereins „Pödelwitz hat Zukunft“, der auf einem fertigen Konzept mit solidarischer Landwirtschaft, Coworking und sozialer Infrastruktur sitzt.

Wir haben hier die Möglichkeit, experimentell vorzugehen, neue Konzepte zuzulassen, Altes wiederzubringen und einen Wandel zu erzeugen, mit dem Beispiel als „Dorf der kurzen Wege“, wie es früher im ländlichen Raum üblich war.

Franzi Knauer

All das lässt sich aber nur umsetzen, wenn neue Leute ins Dorf ziehen. Interessierte gibt es, doch die meisten Häuser in Pödelwitz gehören dem Bergbauunternehmen Mibrag.

In der dritten Folge von „Nach der Kohle“ lässt sich detektor.fm-Redakteurin Joana Voss von Jens Hausner und seiner Stieftochter Franzi Knauer das Dorf zeigen, das durch ihren erfolgreichen Protest deutschlandweite Bekanntheit erreicht hat. Wie haben sich die Menschen hier gewehrt? Und was wird aus einem Dorf, das im letzten Moment den Baggern entkommen ist?

„Nach der Kohle“ ist eine zwölfteilige Reportage-Serie vom Podcast-Radio detektor.fm. Neue Folgen erscheinen immer samstags. Der Podcast wird gefördert von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Alle Folgen gibt es hier bei detektor.fm und unter anderem bei Amazon Music, Apple Podcasts, RTL+ und Spotify.

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