Wenn herkömmliche Verhütungsmethoden versagen, bleibt jungen Mädchen und Frauen nur noch die „Pille danach“. Bisher mussten sie in solchen Notfällen extra zum Frauenarzt. Ohne Beratungsgespräch und Rezept gab es die „Pille danach“ nicht. Vor allem an Wochenenden und Feiertagen war das ein Problem. Denn an diesen Tagen steigt nicht nur die Frage nach der kleinen Notfallpille an. Die meisten Arztpraxen haben auch geschlossen.
Im Ernstfall hieß das: Langes Warten in den Vorzimmern der Notfallpraxen. Seit dem 15. März 2015 gehört dies der Vergangenheit an. Die „Pille danach“ ist ab sofort rezeptfrei in Apotheken erhätlich. Eine Entscheidung, die Frauenärzte und Apotheker unterschiedlich bewerten.
Eine Pille spaltet das Land
Schon vor der Einführung ihrer Rezeptfreiheit spaltete die kleine Notfallpille die Lager. Vor allem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sprach sich für den Erhalt der Rezeptpflicht aus. Auf seiner Seite kämpften auch bis zuletzt die Frauenärzte.
Die richtige Einnahme des Notfallmedikaments ist wesentlich für dessen Wirkung. Laut Medienberichten befürchten sie, dass mit der fehlenden ärztlichen Beratung ungewollte Schwangerschaften und als Folge Abtreibungen zunehmen.
Die „Pille danach“
Die „Pille danach“ hat sich als Verhütungsmittel für den Notfall bewährt. Wird sie schnell genug eingenommen, kann sie eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. Derzeit sind zwei unterschiedliche Präparate auf dem deutschen Markt erhältlich. Während Frauen das etablierte Pidana nur bis zu drei Tagen nach einer Verhütungspanne einnehmen dürfen, kann das neuere Ellaone sie noch fünf Tage später schützen.
In ihrer Wirkung unterscheiden sich die Präparate nicht. Beide verhindern den Eisprung. So sollen nach einer Verhütungspanne die Spermien nicht dazu kommen, doch noch eine Eizelle zu befruchten. Ein hundertprozentiger Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft ist die „Pille danach“ trotzdem nicht. Ebenso sollte sie nicht leichtfertig eingenommen werden. Die Nebenwirkungen, von leichtem Schwindel bis Erbrechen, können stark sein.
In der Hand der Apotheken
Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes übernehmen nun die Apotheken die Beratung. Sie entscheiden allein, ob eine Betroffene das Medikament zur nachträglichen Schwangerschaftsverhütung erhält. Einzig bei Mädchen unter 14 Jahren sind die Apotheken dazu angehalten, sie vor dem Verkauf der „Pille danach“ zu einem Frauenarzt zu schicken. Ob die Befürchtungen deutscher Frauenärzte zur Realität werden, bleibt abzuwarten. In den meisten anderen europäischen Ländern ist die „Pille danach“ schon seit mehreren Jahren rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Über die Vor- und Nachteile der rezeptfreien „Pille danach“ hat Moderatorin Maj Schweigler mit detektor.fm-Reporterin Marie-Kristin Landes gesprochen. Sie hat mit dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes Fritz Becker über die Verhütungsmethode im Notfall geredet.
Redaktion: Marie-Kristin Landes