Nun sind es bereits 230 Tage: so lang hat das Oberlandesgericht München über den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und die Hauptangeklagte Beate Zschäpe verhandelt. Sogar für den Herbst 2016 sind noch weitere Verhandlungstermine angesetzt. Doch der Prozess macht Fortschritte – und so könnte es womöglich schon früher zu einem Urteil kommen.
Vierter Verteidiger für Zschäpe
Zschäpe selbst macht einen zügigen Fortgang des Prozesses nicht eben einfacher. Sie hatte offen mit ihren Anwälten gebrochen. Am 20. Juli 2015 hatten die bisherigen drei Pflichtverteidiger das Oberlandesgericht München darum gebeten, aus ihrem Mandat entlassen zu werden. Das Gericht aber tat ihnen diesen Gefallen nicht: Wolfgang Heer, Anja Sturm und Wolfgang Stahl müssen Beate Zschäpe weiter verteidigen. Zschäpe selbst hatte sich den unerfahrenen Mathias Grasel als neuen Verteidiger gewünscht, der ebenfalls beigeordnet wurde und sie seitdem als vierter Anwalt vertritt.
Auch nach 230 Verhandlungstagen schweigt Beate Zschäpe weiter beharrlich. Doch das Gericht nähert sich Indiz für Indiz der Rolle, die die heute 40-Jährige im Trio mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gespielt hat.
Als Angeklagte ist es ihr daran gelegen, sich selbst im besten Licht darzustellen. Deswegen werden wir, selbst wenn Beate Zschäpe spricht, nicht sehr viel erfahren. – Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin der Süddeutschen Zeitung
So geht es weiter im NSU-Prozess
Mittlerweile hat das Oberlandesgericht München weitere Verhandlungstermine festgelegt: bis in den September 2016 hinein. Doch Prozessbeobachter schätzen, dass schon im Juli 2016 ein Urteil möglich ist.
Im Moment treten noch wichtige Gutachter auf, in dieser Woche ein Gutachter des BKA, der die ganzen Fingerabdrücke durchgeht. Das alles sind jetzt Aufräumarbeiten. Vermutlich noch in diesem Jahr wird der Richter sagen, dass er jetzt das Ende der Beweisaufnahme vor sich sieht. – Annette Ramelsberger
Wo steht der NSU-Prozess in München gerade und wie ist die Atmosphäre im Saal während der Verhandlungen? Darüber hat Annette Ramelsberger, die als
Gerichtsreporterin der Süddeutschen Zeitung von Beginn an mit im Saal sitzt, mit detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser gesprochen.
Redaktion: Sandro Schroeder