Der Fußball scheint betroffen – speziell die Weltmeister von 1954 und die Vizeweltmeister von 1966. DOSB-Chef Thomas Bach gerät in den Fokus der Berichterstattung und auf einmal spricht die deutsche Sportwelt von Hans-Dietrich Genscher, dem ehemaligen Innenminister.
Seit es am Wochenende die ersten Berichte über die Doping-Studie „Doping in Deutschland – von 1950 bis heute“ gegeben hat, wird viel diskutiert. Über staatlich gefördertes Doping in der BRD, über die Rolle der Politik, aber auch über die Studie.
Verzögerte Veröffentlichung
Das Bundesinstitut für Sport hat die Studie beauftragt und mit 550.000 Euro finanziert. Mitarbeiter der Humboldt-Universität in Berlin und die Westfälische Wilhelmsuniversität in Münster haben geforscht und haben seit April diesen Jahres darauf gewartet, dass die Arbeit veröffentlicht wird.
Da viele noch aktive Sportfunktionäre in der Studie erwähnt und teilweise belastet werden, forderten die Forscher unter Leitung von Giselher Spitzer Rechtsschutz vom BISp.
Inhalt umstritten
Aber auch beim Inhalt sind sich die Beobachter uneins. Viele Erkenntnisse der Studie seien schon länger im Fokus der Öffentlichkeit, heißt es. Auch die große Aufmerksamkeit der Veröffentlichung am Wochenende wird kritisiert, da schon vorher Informationen bekannt gegeben worden waren.
Was ist da dran? Und wie sehr hilft die Studie im Anti-Doping-Kampf? Fragen, die uns der angesehene Sportjournalist Jens Weinreich beantwortet hat. Er gilt als Kenner der Sportfunktionär-Szene und schreibt aktuell an seinem crowd-finanzierten Buch „Macht, Moneten, Marionetten – Die Wahl zum Präsidenten des IOC“.
Das Problem besteht meiner Ansicht nach darin, dass man diese Studie schlagzeilenträchtig völlig überhöht. – Jens Weinreich, Doping-Experte