Er hat sich -wiedermal- gut in Szene gesetzt: Wochenlang erging sich Gregor Gysi in Andeutungen über seine zukünftige Rolle in der Linkspartei. Am Sonntag hat er auf dem Parteitag in Bielefeld die Bombe platzen lassen. Nach über 25 Jahren in der Politik tritt der Fraktionsvorsitzende in den Hintergrund und will einen Generationswechsel einleiten.
Umtriebiger Parteipolitiker
Damit endet auch eine Ära bei der Linkspartei. Der Rechtsanwalt Gysi gehörte in der DDR zu den Reformern in der SED und trieb ´89 die Einführung der Reisefreiheit mit voran. Er hat die PDS als Nachfolgepartei der SED aufgebaut. Später trieb er die Fusion der PDS mit der WASG voran. So legte er den Grundstein für eine Partei links der SPD, die „aus dem Bundestag kaum noch wegzudenken ist“, wie Gysi selber sagt.
Spitzenpolitiker mit spitzer Rethorik
Zu Gute kam und kommt ihm dabei sein rhetorisches Talent: Gysi ist ein begnadeter Redner und dementsprechend Dauergast in politischen Talkshows. Nach dem Rückzug Oskar Lafontaines prägte er wie kaum ein Zweiter die öffentliche Wahrnehmung der Linkspartei. Auch zwei Herzinfarkte haben ihn kaum gebremst. Künftig aber will er nicht mehr für den Fraktionsvorsitz kandidieren.
Linkspartei künftig mit Doppelspitze
Politische Kommentatoren sind sich weitgehend einig, dass es bei der Linkspartei keinen vergleichbar charismatischen Nachwuchs gibt. Den Streit zwischen linken „Fundis“ und Pragmatikern in der Partei konnte Gysi bändigen – gelöst hat er ihn nie. Deshalb soll nun vermutlich eine Doppelspitze aus dem „ostdeutschen Realo“ Dietmar Bartsch und der linken Sahra Wagenknecht künftig die Partei anführen.
Wird der Rückzug zum Problem?
Bei der SPD ist man bezüglich einer möglichen Rot-Rot-Grünen Koalition nach Gysis Rückzug pessimistischer geworden.Und in der Partei selbst?
Wie die Konsequenzen von Gysis Rückzug für die Linkspartei aussehen, hat detektor.fm Moderator Andreas Bischof mit Matthias Meisner besprochen, der seit Jahren die Linkspartei für den Tagesspiegel beobachtet.