In 15 Jahren wird es 6,5 Millionen Erwerbstätige weniger in Deutschland geben, lautet eine Prognose, auf die sich die Bundesregierung beruft. Doch die Experten sind sich noch uneins darüber, ob das Problem des Fachkräftemangels überhaupt besteht. Dennoch hat die Bundesregierung vor zwei Wochen ihr erstes Konzept gegen den Fachkräftemangel beschlossen. Vor allem Arbeitskräfte aus dem Ausland sollen einfacher ins Land kommen können. Weil die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland immer weiter sinken wird, reden manche bereits von einem drohenden „wirtschaftlichen Niedergang“ der Bundesrepublik.
Der Statistik-Experte Dr. Gerd Bosbach steht der Debatte skeptisch gegenüber:
Wenn wir Fachkräftemangel hätten, würde man sich um die heutigen Fachkräfte reißen – sich reißen hieße, man würde ihnen vernünftige Gehälter und Dauerstellen anbieten und keine Zeitarbeit oder Praktika.
Handelt es sich hier also um eine Phantomdebatte? Wie aussagekräftig sind langfristige Arbeitsmarktprognosen überhaupt? Und gibt es Statistiken, die einen Fachkräftemangel belegen? Das fragten wir Gerd Bosbach. Er ist Professor für Statistik und Empirische Sozialforschung und beschäftigt sich auch mit Statistik-Missbrauch.