Die chinesische Staatsregierung versucht alles, um ein Gedenken an das Massaker am Tiananmen vor 25 Jahren zu verhindern.
Volksbewegung für mehr Demokratie
Anlass der Demonstrationen damals war der Tod des ehemaligen Parteichefs Hu Yaobang, der im Land als Reformer galt. Hu Yaobang war bei den Studenten sehr beliebt und schon kurz nach seinem Tod forderten auch sie demokratische Reformen und kritisierten die in China vorherrschende Korruption.
3000 Studenten versammelten sich in Peking am „Platz des himmlischen Friedens“ und traten in einen Hungerstreik, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Millionen Menschen in ganz China schlossen sich ihnen an. Die Proteste entwickelten sich zu einer Volksbewegung.
4. Juni 1989: Die Panzer rollen
Am 3. Juni 1989 kamen die ersten Panzer zum „Platz des himmlischen Friedens“, um die friedliche Demonstration aufzulösen. Die Demonstranten beschlossen, sich zurückzuziehen. Alles sollte friedlich und geordnet ablaufen. Doch in der Nacht zum 4. Juni 1989 vielen aus den Gewehren der Armee die ersten Schüsse.
Hunderte Menschen starben an diesem Tag, landesweit gab es tausende Festnahmen und zahlreiche Todesurteile. Offizielle Zahlen aber gibt es bis heute nicht. Denn die chinesische Staatsregierung schweigt und versucht alles, damit der 4. Juni 1989 in Vergessenheit gerät.
Die Vergessen beginnt
Die Vertuschung des Massakers begann bereits einen Tag nach dem Unglück. Laut der Regierung gehörten die Demonstranten einer „konterrevolutionären Rebellion“ an. Die Familien der Opfer wurden sozial ausgeschlossen und werden bis heute vom Staatsschutz überwacht. Wer gegen das Vergessen des Massakers kämpft, dem droht Hausarrest oder das Arbeitslager.
Auch zum 25. Jahrestag soll kein Gedenken an das Massaker stattfinden. Die chinesische Staatsregierung zensiert Google stärker als sonst, landesweit wurden Kritiker unter Hausarrest gestellt oder aufgefordert, Peking zu verlassen.
Über das Massaker am Tiananmen und den Umgang der chinesischen Regierung mit dem 25. Jahrestag haben wie mit Kai Strittmatter gesprochen. Er ist China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung.