Die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien, kurz Isis, ist aus dem Al-Qaida-Netzwerk hervorgegangenen, von dem sie sich mittlerweile distanziert. Doch der ideologische Unterschied zur Al-Qaida ist gering. Die Isis will in Syrien und im Irak einen radikal-islamischen Gottesstaat errichten – einen Sunnitenstaat.
Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten
Den Auftakt der Isis-Offensive bildete die Stürmung des Gefängnisses von Abu Ghraib westlich von Bagdad im Sommer 2013. Bis Ende des Jahres brachten die radikalen Sunniten weite Teile der Provinz Al Anbar unter ihre Kontrolle. Die Provinz ist mehrheitlich sunnitisch und steht im Konflikt mit der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad. Die vorherrschende Ablehnung der Regierung in Bagdad nutzt die Isis um immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.
Einfluss der Isis steigt
Die Kämpfe mit den Regierungstruppen erreichten nun ihren Höhepunkt. Am Dienstag haben Isis-Kämpfer weite Teile der zweitgrößten irakischen Stadt Mosul und der umliegenden Provinz Ninawa eingenommen. Damit erlangte die Isis erstmals die Kontrolle über eine gesamte irakische Provinz. Aufgrund nahegelegener Ölfelder ist die Region strategisch wichtig und die zentrale Durchgangsstation auf dem Weg nach Syrien. Denn auch in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Syrien gewinnt die Isis immer mehr an Einfluss und durch die Einnahme der Provinz Ninawa verbessern sie ihre strategische Lage.
Regierungsbildung im Irak dauert an
Verschärft wird die Situation außerdem durch die noch nicht abgeschlossene Regierungsbildung in Bagdad. Der schiitische Ministerpräsident Nuri Al-Maliki hat zwar die Wahl gewonnen, doch nicht die Mehrheit. Die Regierungsbildung könnte sich noch Monate hinziehen. Al-Maliki will seine dritte Amtszeit um jeden Preis erzwingen und die Sunniten wollen das verhindern.
Über die aktuelle Lage im Irak haben wir mit Ulrich Tilgner gesprochen. Er ist Journalist und Experte für den Nahen und Mittleren Osten.