Beim Thema Flüchtlingskrise schauen viele gerade auf die sogenannte „West-Balkan-Route“. Dafür verhandelt die EU gerade mit der Türkei über eine „Transitzone“. Dahinter steckt die Idee einer stark kontrollierten Grenze in Kooperation mit der griechischen Polizei und neue Lager für bis zu zwei Millionen Menschen. Davon will die EU dann etwa 500.000 aufnehmen und in Europa verteilen. Dafür will die EU die Lager mitfinanzieren und stellt der Türkei Visaerleichterungen in Aussicht sowie die Wiederaufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen. Dabei scheint die Menschenrechtslage in den letzten Jahren eher schlechter als besser geworden zu sein.
Dieses Muster ist nicht neu. Denn auch mit anderen Staaten hat die EU bereits ähnliche Abkommen geschlossen. Dabei wird Geld und Visaerleichterungen gegen die Abschottung der EU-Grenzen getauscht. Seit 2012 genießt beispielsweise Marokko Handelserleichterungen im Zuge eines Freihandelsabkommens. Für bestimmte Gruppen wie Studenten, Wissenschaftler oder Geschäftsleute sind 2013 die Visa-Bestimmungen erleichtert worden. Außerdem hat das nordafrikanische Land zwischen 2007 und 2013 1,4 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe erhalten. Im Gegenzug hält Marokko tausende Menschen mit Natodraht auf vier Meter hohen Zäunen und Gummigeschossen von der EU-Außengrenze fern.
Diese Grenze geht in Marokko auch über Land, denn dort liegen drei spanische Exklaven. Wegen der scharfen Abwehrmaßnahmen stranden viele Menschen an den Grenzen. Sie kommen unter anderem aus Subsahara-Afrika und Syrien. Sie fliehen vor Krieg, Verfolgung, den Folgen des Klimawandels, können aber nicht legal in die EU einreisen, um einen Asyl-Antrag zu stellen.
An diesen Ort hat sich der Schweizer Journalist Johannes Bühler begeben und die Gestrandeten getroffen. In seinem Buch lässt er 15 Menschen zu Wort kommen. Der Leser erfährt, wer sie sind, warum sie ihre Heimat verlassen und wie sie nach Marokko gekommen sind. detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller hat mit ihm über die Geschichten der Menschen in Marokko gesprochen.
Redaktion: Caroline Bauer