Wettrüsten, Blockpolitik und der eiserne Vorhang – Begriffe, die den sogenannten „Kalten Krieg“ zwischen Ost und West, der Sowjetunion und den USA, prägten. Mittendrin das militärische Bündnis der NATO. Gegründet zum Schutz der westlichen Mitgliedsstaaten gegen die Länder des Warschauer Pakts, dem Ostblock.
In den vergangenen Jahren hat die Nato für viele Beobachter mehr wie ein lebendes Fossil des Kalten Krieges gewirkt, als ein relevanter Akteur der internationalen Politik. Das könnte sich nun ändern. Denn die Mitgliedsländer planen eine 30.000 Mann starke Eingreiftruppe, die die östliche Grenze des Bündnisgebietes schützen soll. Hier ist seit der Verschärfung der Ukraine-Krise die Furcht vor Russland groß.
Auf der Suche nach einer neuen Identität
Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat die NATO zunehmend in einer Identitätskrise gesteckt. Denn die Hauptaufgabe, das Bündnisgebiet gegen den Feind im Osten zu verteidigen, ist auf einmal entfallen. Für Kritiker damit auch die Daseinsberechtigung der milärischen Allianz.
So hat die NATO insbesondere in den 1990er Jahren verstärkt nach neuen Aufgabenbereichen gesucht und sich umstrukturiert. Aus dem ehemaligen Verteidigungsbündnis entwickelte sich ein Instrument des Krisenmanagments. Die Truppen der NATO-Staaten beteiligten sich an internationalen Einsätzen im Kosovo und in Afghanistan.
Comeback der NATO
Nach Zeiten des Friedens scheint nun für die NATO der Gegner von einst in Gestalt Russlands wieder aufzutauchen. Denn laut Medienberichten soll die schnelle Eingreiftruppe Russland militärisch abschrecken. Herzstück dieser Truppe ist die sogenannte „Very High Readiness Joint Task Force“. Sie besteht aus 5000 Soldaten und soll besonders mobil sein. Innerhalb weniger Tage soll es möglich sein, die gesamte Einheit ins Baltikum oder nach Polen zu verlegen.
Wie effizient die neue Eingreiftruppe Länder wie Lettland gegen einen möglichen Angriff tatsächlich verteidigen könnte, ist offen. Was letztendlich für die NATO zählt, ist offenbar das Signal an die russische Regierung in Moskau. Es geht vor allem um die Demonstration militärischer Macht. Eine Taktik, die stark an den alten Ost-West-Konflikt erinnert.
Über die Pläne der Nato und ob sie uns zurück zum Kalten Krieg führen, hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Johannes Varwick gesprochen. Er ist Professor für Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Redaktion: Marie-Kristin Landes