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Debatte um gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung

Unbezahlbar – im Falle des Falles

Damit das altbewährte „Was wäre wenn…“-Spiel keine unangenehmen Zukunftsszenarien mit sich bringt, empfehlen Versicherungen, sich zu wappnen. Denn die gesetzliche Sozialversicherung ist eher dünn. Für eine ausreichende Vorsorge sei eine Berufsunfähigkeitsversicherung notwendig – doch deren Privatisierung ist gehörig schief gegangen. Halten die Versicherungen wirklich, was sie versprechen?

Kind, denk an deine Zukunft – auch an die Nahende

Das ständige Bedürfnis nach sozialer Absicherung zwingt uns, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Im Fall von Invalidität, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Unfall und Altersschwäche sind wir – zumindest noch – durch den Sozialstaat abgesichert. Darauf haben wir, laut der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, auch Anspruch. Doch das Vorsorge-Portfolio des Staats hilft nicht, wenn wir zwar arbeiten können, aber nicht mehr in unserem erlernten Beruf.

Für diesen Fall gibt es die Berufsunfähigkeitsversicherung.Und da gilt: je früher man sie abschließt, destso besser. Doch seit der Privatisierung im Jahr 2001 wird es immer schwerer, diesen Versicherungsschutz auch zu bekommen.

Besonders Risikogruppen mit niedrigem Einkommen wird es erschwert, sich gegen Berufsunfähigkeit abzusichern. Es scheint, als ob unsere Existenzsicherung von der privaten Versicherungswirtschaft immer mehr von unserem Beruf und unserer Krankenakte abhängig gemacht wird. Versicherungsgesellschaften werden damit zum Richter über unsere Zukunft – und der entscheidet ziemlich unsozial.

Ich bin als Verbraucher total der Versicherungswirtschaft ausgeliefert, denn es gibt ja keine Pflicht, mich anzunehmen. – Bianca Boss, Pressesprecherin beim BDV

Willkommen beim „Berufsgruppen-Bingo“

Obwohl beinahe jeder fünfte Berufstätige im Laufe seiner Karriere durch Krankheiten und Unfälle berufsunfähig wird, haben nur zwei von drei Haushalten mit einem Hauptverdiener eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Dabei wird doch immer wieder betont, wie wichtig der Versicherungsschutz ist.

Die Politiker haben die Berufsunfähigkeitsversicherung für den offenen Versicherungsmarkt freigegeben. Und was tun die? Gar nichts. Wenn, dann machen sie Rosinenpickerei. Sie suchen sich die Risiken aus, die kaum ein Risiko darstellen, berufsunfähig zu werden. – Bianca Boss, BDV

Grund für diese Verteilung ist nicht der Arbeitnehmer, der den Versicherungsschutz ablehnt, sondern das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Versicherungsgesellschaften erschweren den Zugang für Berufstätige durch undurchsichtige Strukturen. Man nennt das auch „Berufsgruppen-Bingo„. Mittlerweile ist es nicht nur entscheidend, ob man zur Risikogruppe gehört oder nicht, sondern welchen Beruf man überhaupt ausübt. Und auch, wenn man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat, garantiert das noch lange keinen allumfassenden Schutz.

Ist privat besser als staatlich?

Lässt uns der Sozialstaat in diesem Punkt einfach im Stich? Zumindest dürfte es die meisten erschrecken, was die privaten Versicherungsgesellschaften aus der Berufsunfähigkeitsversicherung gemacht haben, nachdem der Staat sie unter deren Fittiche gestellt hat. Muss man sich also nach Alternativen umsehen, oder muss der Staat wieder eingreifen?

Der Bund der Versicherten und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fordern eine Wiedereinführung der gesetzlichen Berufsunfähigkeitsversicherung. Welche Risiken und Probleme damit unterbunden werden könnten, hat detektor.fm Moderatorin Astrid Wulf mit Bianca Boss vom Bund der Versicherten besprochen.

Bianca Boss - vom Bund der Versicherten

vom Bund der Versicherten
Die oberste Forderung wäre es, tatsächlich jedem, der berufstätig ist, diesen Schutz wieder zuzuführen.Bianca Boss
Debatte um gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung 06:15

Redaktion: Johanna Siegemund

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