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Achim Fell und Christian Sanders haben Dear Reality gegründet – und kümmern sich um 3D-Audio. Foto: Dear Reality UG

Machen statt Quatschen | Dear Reality

3D-Audio: Virtuelle Realität für die Ohren

3D-Brillen, 3D-Fernseher, 3D-Kino: in den letzten Jahren hat sich die Welt bei Film, TV und Spielen rasant gedreht. Doch wer kümmert sich eigentlich um die Ohren? Zum Beispiel die junge Firma „Dear Reality“ aus Düsseldorf. Christian Sanders und Achim Fell haben eine Software für 3D-Audio entwickelt. Wie das geht? Das kann man hier hören, denn wir haben „Dear Reality“ besucht.

Kaum ein Thema hat die Technik-Gemeinde so sehnsüchtig erwartet, wie dieses: Virtual Reality. Virtuelle Realität. 3D-Kino, 3D-Fernseher, 3D-Brillen. In den letzten Jahren hat sich doch so einiges für die Augen getan. Doch wer kümmert sich eigentlich um die Ohren?

Dear Reality machen 3D-Audio

Zum Beispiel die Gründer, die wir heute in unserer Serie „Machen statt Quatschen“ vorstellen: Achim Fell und Christian Sander, die beiden Köpfe hinter der jungen Firma „Dear Reality“.

Die beiden haben eine Software entwickelt, mit der man 3D-Audio machen kann. Was man dann hört, kommt nicht nur von rechts oder links. Es kann von oben kommen, oder von unten, sich weit weg anfühlen, oder so klingen, als ob man in einer Kirche, einem kleinen Auto oder einem Büro steht.

Wie sowas klingt, wie das geht und wofür man das brauchen kann? Marcus Engert hat „Dear Reality“ in Düsseldorf besucht.

Machen statt Quatschen: Dear Reality aus Düsseldorf macht 3D-Audio 06:31

Dear Reality gehört zu den Kultur- und Kreativpiloten des Bundeswirtschaftsministeriums. Das Team ist Teil des aktuellen Jahrgangs der Auszeichnung.


Der Beitrag zu Dear Reality zum Mitlesen

Das Hörspiel „39“: Ein Mystery-Thriller rund um Geheimdienste und eine Verschwörung. Doch es ist mehr, als „nur“ das. Nicht nur, dass man mit einer App auf dem Smartphone den Fortgang der Story steuern kann. Wer hier eben mit Kopfhörern zugehört hat, der hat eines bemerkt: manche Stimmen kamen nicht nur von links oder rechts, sondern auch irgendwie von nah, oder von fern – und die Stimme des Protagonisten, die schien richtiggehend aus dem eigenen Kopf zu kommen. Der Grund dafür heißt: 3D-Audio und Christian Sander erklärt das so:

3D-Audio ist letztendlich die Simulation des räumlichen realen Hörens. Das heißt, wenn jetzt jemand neben mir, und etwas sagt, und ich schließe die Augen, dann kann ich genau sagen, aus welcher Richtung, mit welchem Abstand ungefähr diese Person zu mir redet. Und genau diesen Prozess des realen Hörens und auch Lokalisierens versucht man mit 3D-Audio zu simulieren. – Christian Sander

Also: etwas kommt von links. Also legt man das entsprechende Tonsignal auch auf den linken Kopfhörer. Das klingt jetzt natürlich noch überschaubar: Aber was, wenn etwas von oben kommen soll? Oder von weit weg?

In der Realität wird Schall, der von oben kommt, durch bestimmte Reflexionen, sowohl in der Ohrmuschel als auch durch die Schulter usw. verändert. Das heißt: das ist was, wo wir unser ganzes Leben lang schon Hörerfahrungen mit haben. Und dadurch, wenn diese Frequenz etwas erhöht wird, hab ich das Gefühl: ah, der Schall muss von oben kommen. Wenn er von unten kommt, wird er meist etwas dumpfer wahrgenommen, weil ich da diese Reflexionen nicht so stark habe an der Schulter zum Beispiel. Das Außenohr reflektiert Schall anders. Das ist eben auch eine Hörerfahrung. Und so hat sozusagen für jede Position in der kompletten „Sphere“ sagt man, in der Kugel um einen herum, seinen eigenen Frequenz- und Phasengang sagt man dazu. – Christian Sander

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Christian Sander hat vor der Gründung von „Dear Reality“ 7 Jahre als Toningenieur gearbeitet.

Um genau das zu simulieren, haben Achim Fell und Christian Sander eine eigene Software entwickelt. „Dear VR“ heißt die.

Und dass die noch mehr kann, hört man besonders gut, wenn man ab jetzt mit Kopfhörer zuhört:

Die Software verarbeitet ein bestehendes Audiosignal so, dass, wenn man es mit Kopfhörern hört, man das Gefühl hat, eine reale Audioquelle vor sich zu haben. Das ist so die Grundidee. Da steckt natürlich noch ganz viel mehr drin: ganz viele Algorithmen, die dafür sorgen, dass ich auch verschiedene Räume simulieren kann. Also man kann bei uns dann durchschalten von Presets vom kleinen Auto bis zu ner Kirche. Und das besondere daran ist wirklich, dass man das Gefühl hat – wenn man die Augen geschlossen hat – ich bin mittendrin gerade, in diesem Raum. Ich habe das Gefühl: ah, okay, die Schallquelle geht jetzt weiter weg, in dieser Kirche – und dann schaltet das Preset um, und auf einmal bin ich in einem trockenen Büro. – Christian Sander

Damit macht es die Software für denjenigen VOR dem Monitor außerordentlich einfach, einen bestimmten Raum zu simulieren, oder z.B. die Raumgröße zu ändern.

Und jetzt zur Gretchenfrage: wer braucht das?

Man braucht die Software definitiv für Virtual Reality. Weil, was bringt es, wenn ich virtuelle Realitäten visuell nachbaue, aber vom Ton: stereo, einfach, in meinem Kopf. Also ich habe virtuelle Objekte um mich herum im visuellen und ich brauche es dann auch im auditiven. Überall, wo ich Kopfhörer verwende, kann ich auch mit 3D-Audio arbeiten. Man kann auch Musik in 3D-Audio mischen, wenn ich es über Kopfhörer höre. Und da ist Musik gut, da ist Hörspiel gut, Audiobücher, man kann auch spezielle Filmmischungen für Kopfhörer machen. Da gibt es schon jede Menge Anwendungen. – Achim Fell

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Bei Achim Fell waren es sogar 20 Jahre, u.a. als Tontechniker für Hörspielproduktionen.

Und eine der größten ist natürlich: der ganze Bereich rund um Spiele und Datenbrillen.

Fünf Jahre hat Christian Sander an der Software entwickelt, zurückgehend auf seine Diplomarbeit. Ursprünglich hatte er da mal ausprobiert, wie viele verschiedene Schallquellen man auf dem iPhone in Echtzeit bearbeiten kann. Die Software hat er dann weiterentwickelt.

Und nachdem er in Amerika auf einer für Tontechniker wichtigen Konferenz das Ganze mal vorgestellt hatte…

Da bekam ich irgendwann eine Mail an meine Fachhochschul-Adresse, von Achim Fell, der ganz in der Nähe ist. Der sagte, er brauche für seinen Prototypen, für eine Hörspiel-App, genau so eine Lösung, wie ich gerade mache. Dann hab ich sozusagen meine Software-Lösung in Achims damalige Prototypen-Anwendung eingebaut. Und das hat super funktioniert. – Christian Sander

Und Achim Fell ergänzt:

Diese Anwendung ist der erste Prototyp für 39 gewesen. Das ist ein Hörspiel für mobile Endgeräte. Wo mein Wunsch und meine Idee war, mit ner Technologie, die auch dieses Erleben des Hörens noch verstärkt. Es zieht mich mehr rein. Ich kann da die Immersion – dass ich mehr in so eine Geschichte eintauche – erhöhen. Und das war mein Ziel.

Ein Ziel, das ganz offenbar erreicht wurde. Die beiden sitzen schon am nächsten Projekt.

Und sie wollen ihre Software auf dem Markt der Spiele-Entwickler etablieren. Dass das klappt: dafür stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Denn wie sagte schon Hollywood-Legende George Lucas, der Mann hinter der Star-Wars-Reihe: Sound is 50% of the experience!

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Blick ins Büro von Dear Reality in Düsseldorf.


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