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Middelhoff-Prozess – Top-Manager muss in Haft

Landen Katzen immer auf den Füßen?

Knapp fünf Jahre hat Thomas Middelhoff die Arcandor AG geführt – und ist für einen beispiellosen Absturz des Unternehmens verantwortlich. Nun ist gegen Middelhoff eines der härtesten Urteile gesprochen worden, das gegen einen deutschen Top-Manager jemals verhängt wurde.

Die Genauigkeit eines Insolvenzverwalters hat am Ende den Fall von Thomas Middelhoff erst möglich gemacht. In 27 Fällen von Veruntreuung und Steuerhinterziehung hat er demnach einen Schaden von über 800.000 Euro zu verantworten. Die Quittung: Drei Jahre Haft ohne Bewährung und sofortiger Haftbefehl wegen Fluchtgefahr.

Dekadenz als Stolperfalle

Teure Uhren, Privat-Flüge, ein Wohnsitz in Saint-Tropez. Selbst an Verhandlungstagen fährt Thomas Middelhoff in der Limousine vor. Middelhoff ist kein Mann der Bescheidenheit.  Dabei sollte er in seiner Zeit als Arcandor-Chef von 2004-2009 den Konzern sanieren und so vor der Pleite retten. Vier Monate vor der Insolvenz hat er seinen Posten abgegeben. Arcandors Aktienkurs war inzwischen von 10 Euro auf 1,30 Euro gefallen und die Pleite nicht mehr aufzuhalten. Trotzdem forderte Middelhoff einen Bonus über 2,3 Millionen Euro – und bekam ihn.

Middelhoff als Kläger und Angeklagter

Über Boni wie diesen streitet sich Middelhoff bis heute mit dem Insolvenzverwalter der Arcandor AG. Er ist bereits zur Rückzahlung von 3,4 Millionen Euro verurteilt worden, hat aber Berufung eingelegt. Gleichzeitig verlangt er von den Insolvenzverwaltern 120 Millionen Euro als Schadenersatz wegen Rufmords. Auch hier ist Widerspruch eingelegt worden. Das Urteil steht noch aus.

Auch mit seinem ehemaligen Vermögensverwalter Josef Esch liegt Middelhoff im Clinch. Esch stehen 2,5 Millionen Euro an Unterhaltungskosten für eine Luxusyacht zu, Middelhoff verklagte Esch hingegen auf 33 Millionen Euro aufgrund falscher Beratung.

„Lügen und abenteuerliche Erklärungsversuche“

Das Hauptaugenmerk der Verfahren gegen Middelhoff liegt aber auf der Untreue gegenüber Arcandor. Hier liefert Middelhoff in den Augen des Gerichts schwache Erklärungen und Lügen, die vor Allem konstruiert waren, um sich selbst zu retten. Ein Beispiel: Nach einer Bombendrohung gegen ein Linienflugzeug, in dem er saß, ist Middelhoff nach eigenen Angaben aus Sorge auf Charterflüge umgestiegen. Erklärungen wie diese ließen ihn vor Gericht nicht gut aussehen. Zudem widersprach er sich häufig selbst.

Solche Ausflüchte gepaart mit der erdrückenden Beweislast haben letztendlich zum harten Urteil von drei Jahren Haft ohne Bewährung geführt – das so wohl niemand kommen sah, am wengisten offenbar er selbst. Middelhoff wird Revision einlegen, ist aber aufgrund akuter Fluchtgefahr vorerst in Untersuchungshaft genommen worden. Seine Anwälte hatten auf Freispruch plädiert, Middelhoff sagte in seinem Schlusswort, er habe sich kein Fehlverhalten vorzuwerfen.

Flucht- und Verdunkelungsgefahr

Über den Prozess und die Hintergründe der überraschenden Untersuchungshaft haben wir mit Massimo Bognanni gesprochen. Er ist Mitglied des Handelsblatt Investigativ-Teams und hat den ganzen Tag über live aus dem Gericht berichtet.

Massimo Bognanni - ist Mitglied des Handelsblatt Investigativ-Teams und hat live vom Prozess berichtet.

ist Mitglied des Handelsblatt Investigativ-Teams und hat live vom Prozess berichtet.
Bei diesen oft komplizierten Wirtschafts-Strafverfahren enden die Verfahren oft mit einem Deal oder einer Geldstrafe. Von daher könnte das durchaus ein wegweisendes Urteil sein.Massimo Bognanni
Massimo Bognanni im Gespräch zum Middelhoff-Prozess 04:17

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