Familiengeburtstag: Viele Menschen sitzen zusammen und die Gespräche gehen quer über den Tisch. Besonders ältere Gästen können oft nur schwer folgen. Zuhören unter widrigen Bedingungen wird mit zunehmenden Alter immer schwerer – aber woran liegt das? Das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften sucht nach Antworten.
Hören: Mehr als nur Ohren
Im Laborversuch der Arbeitsgruppe Auditive Kognition sollen solche anpruchsvollen Hörsituationen nachgestellt werden: Die Testhörer achten auf eine Reihe von Zahlen, während im Hintergrund zeitgleich Störgeräusche laufen. Das kann ein Rauschen oder eine zweite Stimme sein.
Dabei werden die Hirnströme der Hörer gemessen. Die Forscher wollen so nachvollziehen, warum solche Hörsituationen im Alter schwieriger werden. Ein möglicher Grund: Mit zunehmendem Alter fällt es schwerer, aufmerksam zu bleiben und die gewünschten Gesprächsfetzen aus dem Geräuschebrei herauszufiltern.
In den letzten Jahren versucht man in der Forschung, die Themen Hören und Kognition. Also denken, verstehen – näher zusammenzubringen. – Jonas Obleser, Max-Planck-Institut
Zukunft der Hörgeräte
Die Forschung könnte in Zukunft Menschen helfen, die sich dauerhaft in schwierigen Hörsituationen befinden. So könnte sich das Hörerlebnis von Menschen mit Hörgeräten oder einem Cochlea-Implant noch weiter verbessern. Bisher konzentriert man sich bei den Geräten allein auf die Akustik, also das Hörvermögen des Ohres, jedoch nicht auf die Wahrnehmung.
Es wäre schon ideal, wenn wir in einigen Jahren dahin kommen, dass Hörgeräte auch über den Belastungszustand des Gehirns informiert sind. – Jonas Obleser, Max-Planck-Institut
Im Interview hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Jonas Obleser gesprochen. Er forscht am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und leitet die Arbeitsgruppe „Auditive Kognition“.
Redaktion: Sandro Schroeder