„Tele Columbus stellt mit advanceTV die Zukunft des Fernsehens vor.“ Sie liegt nicht eben tief, die Messlatte, die Deutschlands drittgrößter Kabelnetzbetreiber sich selbst gelegt hat. Doch das muss er auch tun, denn das Fernsehen hat ein Problem: ihm laufen so nach und nach die Zuschauer weg.
Die Rede ist natürlich nur vom linearen, ganz klassischen Fernsehen. Im Schnitt schauen die Deutschen das 223 Minuten jeden Tag. Klingt viel. Doch das Problem verbirgt sich hinter dieser Zahl. Schaut man sich nämlich die jungen Menschen an, die von 14–29 Jahren, dann schauen die gerade mal halb so viel. Tendenz: seit Jahren fallend.
Wo diese Menschen hin sind, scheint auch klar: Sie sind bei YouTube, Netflix, Amazon Video, Maxdome und auf allen möglichen Seiten im Netz, auf denen Filme und Serien geschaut werden können – mal ganz legal, mal nicht ganz so legal. Denkt man also über die Zukunft des Fernsehens nach, so scheint die Antwort klar: Die liegt im Netz.
Die Lösungen dafür kamen bisher meist aus dem Ausland. Die deutsche TV-Branche rannte hinterher. Das soll sich jetzt ändern: mit „advanceTV“ will Tele Columbus, immerhin drittgrößter deutscher Kabelnetzbetreiber, Kunden halten oder sogar zurückgewinnen. Marcus Engert hat sich „advanceTV“ einmal genauer angeschaut und spricht live mit detektor.fm-Moderator Alex Hertel darüber.
I want to become an entertainment company. – Ronny Verhelst, CEO Tele Columbus AG
+++ advanceTV – die wichtigsten Fragen +++
Was ist an advanceTV neu?
Neu ist, dass man als Zuschauer auf alle Quellen über nur eine Benutzeroberfläche zugreifen kann: egal ob klassisches lineares Fernsehen, Streaming-Anbieter, Angebote im Netz oder eine Online-Filmausleihe. Auch eigene Aufnahmen aus dem linearen TV sind so verfügbar. Am sichtbarsten wird die Integration, will man neue Inhalte finden: denn es gibt für alle Quellen eine gemeinsame Suche und einen übergreifenden Programmführer.
Das System ist außerdem bereits heute 4K-fähig. Wenn also irgendwann die ersten Sender und Inhalte in 4K (auch Ultra HD genannt) kommen, ist das System dafür bereits ausgerüstet. 4K zeigt viermal so viele Pixel wie aktuelle Full-HD-Fernseher.
Was brauche ich für advanceTV?
– man muss in einem Haushalt wohnen, der von Tele Columbus oder der PrimaCom versorgt wird, nicht von Kabel Deutschland/Vodafone oder UnityMedia
– es braucht einen Vertrag mit Tele Columbus / Primacom
– sowie deren neuen Receiver als Box zum Empfang
– wer Inhalte aus dem TV aufnehmen will, muss noch die einsteckbare Festplatte zusätzlich erwerben
Wie teuer ist der Spaß?
– In den günstigsten Varianten ist die Empfangsbox nicht enthalten und muss separat erworben werden: 200 Euro ohne Festplatte (oder 4,99 Euro monatlich), 300 Euro mit Festplatte (oder 8,99 Euro monatlich)
– In allen anderen Tarifen ist das Angebot enthalten. Dort bezahlt man für einen Zweijahresvertrag im ersten Jahr mindestens 30 Euro und um zweiten mindestens 45 Euro pro Monat: insgesamt also 900 Euro für zwei Jahre.
– In jedem Fall aber braucht es die Versorgung durch Tele Columbus oder Primacom und einen Vertrag mit denen
Wie steht’s denn so mit Handy und Tablet? Kann ich das Angebot damit nutzen?
Bis zu drei mobile Endgeräte pro Account sind bei advanceTV erlaubt (interessant nebenbei: Maxdome erlaubt fünf Geräte).
Wer einen Film im Einzelabruf gekauft hat, kann diesen danach für 48 Stunden auf jedem Endgerät anschauen, braucht dafür aber Zugang zum Internet.
Für alles, was aus dem linearen Fernsehen kommt, muss man hingegen im heimischen WLan sein – egal ob man das lineare Fernsehen auf ein mobiles Gerät streamen will oder eigene Aufnahmen von der Festplatte abspielen möchte. Das geht unterwegs nicht.