Note: You will find an english version of the interview below.
Ein Mann in Somalia hütet seine Kamele. Ein Surren in der Luft und einen Knall später ist er tot, sechs seiner Kamele ebenso. Getötet von einer US-amerikanischen Drohne. Drohnen sind mit umfassender Überwachungstechnik und manchmal sogar Waffen ausgestattet. Belauschen und beobachten können sie auch. Wir haben keine Möglichkeit, herauszufinden, wann welche Drohnen warum über unseren Köpfen kreisen.
Critical Engineering
Geht gar nicht, denkt sich eine Gruppe von Künstlern und Ingenieuren in Berlin. Die Critical Engineers, also kritische Ingenieure, wollen solche Vorgänge, in denen komplexe Technik undurchsichtiges Regierungshandeln schützt, transparent machen. Im Fall der Drohnen heißt das: wenn uns niemand sagen will, was da über uns im Himmel passiert, finden wir es eben selbst heraus.
Wetterballon + Amateurfunk = Drohnenbeobachtung
Dazu haben Julian Oliver, Bengt Sjölen und Gordan Savičić einen Wetterballon mit Antenne und Mini-Computer zum Luftraumüberwachungsgerät umfunktioniert. Beim ersten Testflug von Frankfurt an der Oder nach Polen war die Batterie schon nach sieben Minuten alle. Den zweiten haben die drei Technik-Künstler dann in Magdeburg gestartet. Er ist vom Wind bis nach Minsk getrieben worden, wo ihn ein mutiges Pärchen eingesammelt und nach Stockholm zur Übergabe gebracht hat.
Wo ist das Vögelchen
„Fingerprinting“ ist das Zauberwort: Denn wenn man eine Antenne in die Luft hält – ob nun auf der Erde oder in 30 Kilometern Höhe – kann man alle möglichen Funksignale auffangen. Diese stammen von Flugzeugen, Schiffen oder sind normale Radiowellen. Von diesen kennen z.B. Amateurfunker schon die Strukturen. Die Idee ist nach wiederkehrenden, unbekannten Signalen zu suchen, wie nach unbekannten Vogelstimmen:
Man hört oder fotografiert einen unbekannten Vogel, stellt das ins Netz und vergleicht und diskutiert seine Aufnahmen mit anderen Leuten – so ein Forum würden wir gern aufbauen. – Julian Oliver
Irgendwann, so die Hoffnung der Critical Engineers, lassen sich aus den Daten charakteristische Strukturen aus dem Rauschen identifizieren. So wie man nach einer Weile einen Spatz von einer Amsel unterscheiden kann und den Papagei als Außenseiter erkennt, sollen sich Drohnen durch ihren gefunkten Fingerabdruck verraten. Damit wüssten die Macher immerhin schon mal, wo die Drohnen sind.
Im Interview mit detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser erzählt Julian Oliver, was sie mit den Daten machen und wie sie den Drohnen auf die Spur kommen wollen.
English version of the interview (starting in german)
Redaktion: Caroline Bauer